Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Olympiade ist eine Herausforderung - für uns!

∞  27 März 2008, 22:25

Soll man die olympischen Spiele boykottieren?
Ich habe keine Antwort. Die Spiele sind in jedem Fall eine Bühne. Tibet wird durch sie nicht Autonomie erlangen, noch wüsste ich zu weissagen, ob bei der Nicht-Durchführung der Spiele mehr oder weniger Tibeter sterben würden.

Natürlich ist ein Boykott illusorisch.
Der kalte Krieg ist vorbei, und es wird sich keine Nation finden, die in einer solchen Initiative gegen die Wirtschaftsmacht China voran geht.

Es ist auch nicht die Frage, die wir stellen müssen. Die Olympischen Spiele sind auch nicht so sehr eine Prüfung für China. Sie sind es in erster Linie für uns, unsere Sportverbände und Politiker. Uns wird in aller unerwünschten Deutlichkeit vorgeführt werden, welcher Art unsere Politiker und Funktionäre sind.
Und die ersten abgegebenen Duftmarken lassen einen die Nase rümpfen…

Nehmen wir das IOC und seinen Vizebräsidenten, den Herrn Bach aus Deutschland. Von ihm hören wir, dass das IOC keine politische Organisation ist und es darum keine entsprechenden Forderungen stellen könne. Als wäre das IOC nicht schon längst Repräsentantin eines der wichtigsten politischen Instrumente der Weltpolitik. Keine Olympiade wird mehr ohne politisches Kalkül vergeben werden.

Und hat nicht das IOC bei der Vergabe der Spiele an Peking selbst voller Stolz verkündet, man hätte sich von China solide Garantien für eine Verbesserung der Menschenrechte einräumen lassen?
Wo ist das IOC-Mitglied, das, sagen wir mal in den letzten vier Jahren, das Ausbleiben dieser Bemühungen kritisiert und an die Erfüllung der bilateralen Vertragspunkte gemahnt hätte?

Richtig widerlich allerdings wird es, wenn man das IOC im Umgang mit den Athleten beobachtet. Diese könnten ja, wenn sie wollten, sagt man, ihrer Meinung Ausdruck geben. Keiner müsste aus seinem Herzen eine Mördergrube machen, was schlussendlich den Menschenrechten sehr viel mehr bringen würde als ein Boykott. Um gleich Angst vor den möglichen Schwierigkeiten zu kriegen und auf die Bedingungen hinzuweisen, die für reibungslose Siegesehrungen zu gelten hätten. Zum Beispiel.

Da sitzen alle die bekränzten Herren schon auf ihrem Rückgrat und haben keines mehr, an dem sie sich aufrichten könnten.
Und die Sportler hört man auf ihrem eigenen Ausweg herum rutschen, wenn sie drucksen: Sie könnten eine Siegerehrung nicht zu einer Demonstration nutzen, da dies die Konzentration stören würde… Hey, Jungs und Mädchen, bei der Siegerehrung ist der Wettkampf vorbei!

Ich finde diese Beispiele fehlender Zivilcourage einfach nur peinlich. Und sie sind nicht nur ein Schlag ins Gesicht aller Menschen in Tibet, Burma und wo auch immer auf der Welt, die sich unter Gefahr für ihr eigenes Leben für Freiheit und Menschenrechte einsetzen. Es ist nicht zuletzt auch ein Verrat an den historischen Grössen unserer eigenen Kultur, die für uns Memmen unsere eigene Freiheit erstritten haben. Und wenn möglich dafür gestorben sind, dass wir heute unsere Armseligkeit so schonungslos vorgeführt bekommen.