Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die nächste Katastrophe ist angerichtet

∞  4 Januar 2012, 17:27

erste Gedanken zu einer aktuellen politischen Havarie

Die nächste Sch… wird uns gerade auf dem Tisch ausgebreitet:

Ein Bankangestellter der Bank Sarasin spielt Christoph Blocher Bankdaten der Familie des Nationalbankpräsidenten Hildebrand zu, aus denen Devisenkäufe von US-Dollars ersichtlich sind, wenige Wochen, bevor die Nationalbank den unbedingten Eingriff zugunsten eines Minimalwechselkurses des Schweizer Frankens bekannt gibt. Christoph Blocher legt diese Daten dem Bundesrat vor, die eingeleitete Abklärung ergibt scheinbar keine Verstösse gegen geltendes Recht. Nun bringt die Weltwoche einen Bericht, nachdem nicht Hildebrands Frau im Rahmen ihrer Tätigkeit als Galeristin Dollars gekauft haben soll, sondern Hildebrand selbst, und sie erwähnt weitere zweifelhafte Aktienkäufe und Handlungen Hildebrands.

Die Katastrophe für die Schweiz ist dreifacher Natur: Die Tatsache, dass ein Bankangestellter strafrechtlich relevant Kundendaten entwendet und nach aussen trägt, schadet dem Finanzplatz Schweiz in nicht abschätzbarem Ausmass. Wir reden hier längst nicht mehr von Bankgeheimnis oder Schwarzgeldgeschäften, sondern hier bricht ein Damm, der das Grundvertrauen in die Abwicklung von Geldgeschaften und die Anlage aller Kundengelder tangiert. Die Schweizer Banken empfinden das mit Recht und ganz bestimmt als absoluten Supergau.

In einer Phase, in der die Schweiz eine absolut souveräne und handlungsfähige Notenbank braucht, ist deren Chef angeschlagen – und dies wohl irreparabel, gelingt nicht die sofortige und lückenlose Klarstellung. Selbst wenn ja, wird das Thema latent wach bleiben und die weitere Arbeit behindern. Statt dass der Druck von Aussen zu Einigkeit im Innern führt, droht ein Bruch des Vertrauens auch hier.

Blocher sieht sich in seinem Kampf gegen die Institutionen bestätigt und wird die Destabilisierung der politischen Instanzen, des Finanzplatzes und die Einflussnahme über seine Medien weiter treiben. Im Geheimen, wo immer ihm das Erfolg verspricht, und frontal öffentlich, wo politischer Profit winkt. Ein angeschlagener Chefstratege der eingebremsten grössten Partei des Landes wird in seinen Mitteln nicht konzilianter werden, sondern radikaler. Die Sorge um das Wohl der Schweiz muss man ihm dabei nicht abnehmen. Aber Sorgen machen kann man sich wohl um die Schweiz, auch wenn man sich nicht neben Blocher stellt.