Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Mutter als Fachfrau mit Identität

∞  11 November 2013, 20:27

Wir haben es tief in uns drin, das Rollenverständnis, wonach nichts so stark ist wie Bindung einer Mutter zu ihren Kindern. Ich kenne zwei Fälle, in denen Mütter auf das Sorgerecht für ihre Kinder verzichteten – und auch ich denke wertend darüber. Aber was ist mit all jenen Müttern, die ihrem Kind so ergeben sind, dass sie in den schwierigsten Situationen vielleicht eher den Kopf unter dem Armt tragen würden, alsi ihr Kind im Stich zu lassen? Wie sieht denn da unsere Unterstützung aus?

Es gehört für mich zu den berührendsten, ehrlichsten und mutigsten Handlungen, wenn mir eine Mutter von ihrer Not in ihrer Rolle erzählt. Viele von ihnen brauchen gar nicht allein erziehend zu sein, um sich allein zu fühlen. Hat der Partner Mühe mit der neuen Situation mit Kleinkind, bleibt ihm die innere Immigration, die ihn viel weniger offensichtlich auszehrt als seine Frau: Sie braucht alle ihre Instinkte, um dem Kind alles zu schenken, was sie selbst vielleicht gerade entschwinden sieht: Die Perspektive.

Die Berge können für junge neue Mütter sehr hoch sein, brutal hoch. Es scheint heute viel schwerer zu sein, wieder in die Spur zu kommen – auch gerade deshalb, weil es die gleiche Spur sein soll, die man vorher für sich sah. Und das geht niemals auf.

Ein Kind zu bekommen und es dann zu ernähren und zu erziehen, ist eine riesige Aufgabe, die alle, die sich ihr stellen, als Anfänger bewältigen müssen – mit tausenden von Situationen, die ihnen neu sind und die in der Mehrzahl mit Essen, Schlafen, Sabbern, Kacken, Schreien, Weinen zu tun haben. Ja, ich weiss, neben allen anderen schönen Dingen. Aber wenn die Kräfte schwinden, schiebt sich eine Glasscheibe zwischen das Lächeln des Kindes und die eigene Nasenspitze.

Es ist eine riesige schöne schwere Aufgabe, Mutter zu sein. Und mit unseren Ansprüchen, Mütter in ihrem Wunsch nach einer beruflichen Existenz zu bestäkren, ohne sie wirklich zu unterstützen, machen wir es für unser ganzes Gesellschaftsmodell verd… schwierig. Ich denke nicht selten, dass es uns als soziale Gemeinschaft sehr viel besser gehen würde, wenn wir akzeptierten, wenn Mütter zu Hause bleiben wollen. Auch mit “nur” einem Kind. Und wir haben es als Männer und Partner in der Hand, dabei mit finanzieller Sicherheit mit zu helfen. Ich meine damit nicht die wohlfällige Gabe des Ernährers, der das Haushaltsgeld äufnet, sondern die Entlöhnung der Familienmanagerin mit einem Teil des eigenen Gehalts. Das wäre doch mal was, oder?

Der Mann kommt nach Hause, am Ende des Monats, und teilt seine Lohntüte. Er teilt nicht Versprechungen mit, sondern sagt: Hey, Du, Partnerin, Mutter meines Sohnes, Managerin unseres Haushaltes, Organisatorin unseres sozialen Lebens, wir haben eine Gehaltserhöung bekommen. Und dann zahlt er tatsächlich ein. Auf ihr Konto. Und sie bestreiten die gemeinsamen Ausgaben, indem sie aus den eigenen Schatullen die gemeinsame füllen. Aber die Mutter und Frau zuhause ist so berufstätig – ganz egal, wie die Gesellschaft das sehen mag, und es ändert nichts daran, wenn sie von ihrem Mann “angestellt” ist. Natürlich sind damit andere Fragen wie jene der Rente nicht gelöst, aber es geht hier noch nicht mal um Gerechtigkeit. Es geht schlicht um den privaten Ausdruck des Paares nach innen, gegenseitig, um die reale Umsetzung des gemeinsamen Entscheids, ein Kind zu wollen, und Mutter sein zu wollen. Und Vater auch. Aber das ist eine andere Theorie.