Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Medien und das Volk

∞  6 April 2008, 18:47

Der Artikel in der NZZOnline über die Haltung der SVP gegenüber der Bundesratswahl vom 12. Dezember und dem Auftreten gegenüber Eveline Widmer-Schlumpf spricht Vieles richtig an – und greift doch total ins Leere.

Während man die SVP eine schlechte Verliererin schimpft, man die Disqualifikation der SVP im demokratischen Spiel herbei schreibt, in der sie die Spielregeln nicht begriffen und sich damit von der politischen Kultur der Schweiz entfernt habe, punktet diese Partei zu gleicher Zeit bei kantonalen Wahlen im Thurgau, in Glarus und in Uri. Also schlicht überall, wo Entscheidungen anstehen.
Die Diskrepanz zwischen der intellektuellen Wahrnehmung der Medienschaffenden über das Wesen der SVP und der immer wieder steigenden Vorliebe von Schweizern Bürgern für diese Partei geht immer weiter. Und während die Medien mit Recht die Konzeptlosigkeit der Konkurrenzparteien kritisieren, machen sie sich selbst je länger je mehr unglaubwürdig durch ihre Einschätzung der politischen Lage, die je länger je weniger die Volksmeinung widerspiegelt.

Die Presse sollte aufhören, davon zu schreiben, was sich die Schweizerinnen und Schweizer diktieren lassen und was nicht – und stattdessen etwas mehr Meinungsjournalismus in Sach- und Haltungsfragen betreiben. Weniger im Namen des Volkes schreiben und mehr in der Absicht, die Meinung des Volkes erst zu erspüren und dann immer wieder neu für die eigene Meinung zu gewinnen.

Auch dies wäre eine Form von Respekt. Was man von der SVP gegenüber der politischen Kultur der Schweiz fordert, solllten die Journalisten den Bürgerinnen und Bürgern entgegen bringen, indem sie diese weniger vereinnahmen, indem sie so tun, als wüssten sie über die Stimmungen von Mehrheiten zweifelsfrei Bescheid. Wer sich darin nicht erkannt fühlt, ärgert sich über eine solche Schreibe – und steht erst Recht schon auf dem Sprung, per Stimm- und Wahlzettel diesen Eindruck zu korrigieren.

Ob es uns passt oder nich: Die Polarisierung und Profilierung der SVP bringt Resultate – und die Position der verweigerten und verpönten Bundesrätin wird helfen, dass dieses Spiel noch lange weiter geführt werden kann.