Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Kundenauswertungsfragebogenbürokratie

∞  17 September 2013, 20:33

Wir haben zwei Wochen Ferien hinter uns, für die wir Standardserviceleistungen benötigten. Einen Flug, eine Unterkunft, eine Autovermietung. Al ich zu Hause die Tür aufschloss, lagen in meinem Mail-Postfach bereits zwei Anfragen per Fragebogen, die meine Zufriedenheit über die Leistungen ergründen wollten. Als ich zwei Tage später mich dem Alltag stellen wollte, waren es schon vier. Denn wir hatten in zwei Hotels gewohnt.

Den Fragebogen von Air Berlin habe ich dann beantwortet. Der war so ausgeklügelt, dass es schon Minuten dauerte, bis die Firma genügend gut informiert war darüber, was für eine Art Kunde ich denn sein könnte – damit sie dann die Ergebnisse auch richtig werten kann. Denke ich. Nach einer Viertelstunde hatte ich auch Fragen nach der Sauberkeit auf dem Flughafen beantwortet, und zwar für den Eingangsbreich und die spezielle Sektion direkt vor dem Check-In-Schalter. Als ich dann den feinen grünen Strich oben rechts bemerkte, wusste ich, dass ich nun doch immerhin 70% des Fragebogens ausgefüllt hatte. Warum ich durchgehalten habe? Es muss an den Ferien liegen, an der gewonnenen Kraft… Für die drei anderen Bittsteller reichte das leider nicht mehr. Aber Thinkabouts Wife ist ja auch noch da…

Nichts finde ich so enervierend, wie wenn das Buhlen um meine Aufmerskamkeit mit der Botschaft einher geht, dass man für mich den Top-Service anstrebe und darum das alles wissen müsse. Diese Vielfragerei, die aus allem eine Wissenschaft macht und uns immer anspruchsvoller werden lässt, wobei wir für alles immer weniger Zeit haben, aber klare Vorstellungen besitzen, ob wir im weiter Hasten den mittelstarken Kaffee mit arabischer Röstung schlürfen wollen oder ob der brasilianische von gestern doch besser war?

Also, die beiden Chefs der Familienpension, in der wir am Ende wohnten, wissen auch ohne Fragebogen Bescheid. Sie standen Spalier, um uns zu verabschieden, und konnten so von uns direkt hören, dass wir zufrieden waren.

Und eine Prognose wage ich trotzdem: Dass die Fluggesellschaften nach dem Modell der Check-In-Automaten zukünftig nach der Ankunft Fragebogenautomaten installieren, neben denen eine freundliche Dame nur darauf wartet, beim Ausfüllen der Fragen zu helfen – so weit wird es nicht kommen. Nicht in meinem Leben.