Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Krux mit der Anerkennung

∞  8 Juni 2010, 23:44

Chrampfen Sie auch den ganzen Tag? Bemühen Sie sich bei allem, was Sie tun, um gutes Gelingen, arbeiten Sie mit Sorgfalt und packen Sie eher mehr als weniger Herzblut in die einzelne Tätigkeit? Wollen Sie den Job gut machen, die Aufgabe nicht nur erfüllen, sondern mit dem Ergebnis auch noch überraschen? Haben Sie Berufsstolz?

Und? Wird erkannt, was Sie tun? Sieht der Gast, mit welcher Liebe Sie im Restaurant kochen? Beachtet der Chef, dass Sie nicht nur nach “dem Buchstaben arbeiten” sondern mitdenken? Werden Sie mal gelobt? Genügend?

Oder sind Sie von Kunden und Kollegen umgeben, für die alles selbstverständlich ist, so lange es funktioniert, aber wehe, es funktioniert einmal nicht? Ist es manchmal gerdadezu absurd, für was sie scheinbar auch noch die Schuld tragen könnten?

Verzeihung. Das wird nicht gut gehen.

Die missgelaunten Kunden werden nicht verschwinden. Mit übler Laune werden Sie auch weiter konfrontiert werden. Der Chef wird nach wie vor selbstverständlich nehmen, was Sie für ihn leisten. Wahrscheinlich wird sich das noch verstärken, denn der gute hat mehr Druck, als früher. Vielleicht sogar, weil er in seiner Welt ganz ähnlich denkt wie Sie.

Was Sie aber riskieren, ist, dass “die Guten” wegbleiben. Dass Sie irgendwann gar nicht mehr hören und sehen, dass es auch Menschen gibt, die tatsächlich “Danke” sagen. Die auch mal loben und denen dabei kein Zacken aus der Vorgesetztenkrone bricht oder der Gastthron unter dem A… zusammenbricht. Und plötzlich macht es tatsächlich niemand mehr. Weil Sie den Menschen mit der üblen Laune die Macht über Ihre eigene Stimmung geschenkt haben. Und die positiven Menschen um Sie herum wollen nicht, dass ihnen das gleiche geschieht.

Darum sollten Sie sich ganz genau überlegen, warum Sie denn glauben, dass Sie einen guten Job machen, die Aufgaben erfüllen, und dabei alles geben. Die Loyalität, die Sie beweisen, den Stolz, den Sie haben – dies alles ist im Kern für niemand anders bestimmt, als für Sie selbst. Und wenn Sie es nicht wollen, wird Ihnen dies kein Griesgram und kein Ignorant nehmen können. Sie arbeiten so, wie Sie arbeiten, weil Sie sich nur so in sich selbst wohl fühlen und in den Spiegel schauen können. Und wollen. Und das allein ist alles andere schon wert. Niemand kann Ihnen das nehmen. Der Platz, an dem Sie das leisten, kann genau der richtige sein. Aber nur so lange, als der König Kunde eingeladen ist, in ihrem Königreich Gast zu sein – ohne irgend ein Tafelsilber Ihrer Persönlichkeit zu vereinnahmen. Wenn Sie das nicht erlauben, wird ihm das auch nicht gelingen.

Freundlichkeit ist des Griesgrams grösste Prüfung. Wird sie mit innerer Herzlichkeit vor sich selbst geleistet, kann mir keiner was. Aber meine Freude an dem zu kündigen, was ich gerne tue und dem ich einen Teil meines Lebens widme: Diese Macht hat keiner, wenn ich ihm nicht dazu verhelfe. Ist der Griesgram der Herr Chef und hilft am Ende alles nichts, so nehme ich meine innerlich bewahrte Integrität mit – und behaupte mich in anderer Umgebung. Auch dort wird es viel mehr Tadel als Lob geben. Weil Zufriedenheit und Anerkennung gelernt werden müssen. So arm dran sind wir leider alle. In jedem Job.