Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die kleine Auszeit am Parking-Kassenautomaten

∞  24 Oktober 2013, 21:15

Nun noch schnell ins Parkhaus, und ab ins Auto nach Haus. Tausend Dinge im Kopf. Ich bin schon daheim, bei den Angelegenheiten, um die ich mich als Nächstes kümmern will. Doch daraus wird nichts.

Das Parkhaus ist klein und so was wie mein Geheimrefugium, wo ich meistens Platz finde, obwohl es zentral liegt. Wie gesagt, es ist klein, und das bedeutet, dass es nur einen Kassenautomaten hat – aber eine Art Bedienerhäuschen daneben, wo auch meistens jemand anzutreffen ist. Und nun also stehe ich am Automaten an. Vor mir haben sich zwei chic gekleidete Damen eine ganze Menge zu erzählen. Die beiden gehören zur Sorte jener Damen, deren alltägliche Fragen sich nicht darum drehen, wann sie wohl wieder mal auswärts essen gehen könnten – sondern wo sie heute abend hin gehen wollen, so zur Abwechslung. Dennoch höre ich noch ganz gerne zu, und sie hantieren ja immerhin gleichzeitig am Automaten rum, es könnte also vorwärts gehen. Die Beiden haben etwas Entspanntes, Unaufgeregtes an sich. Geld macht die Menschen ja gerne affektiert, aber die zwei Ladies strahlen etwas Entspanntes aus, das mir sehr gefällt. Und der Automat? Dem gefällt es offensichtlich, von den Damen betatscht zu werden. Auf jeden Fall will er plötzlich nicht mehr und rückt das zweite Parkticket einfach nicht mehr raus, egal, wie sehr man ihm auch die Knöpfe drückt. Dafür blinzelt er uns alle mit allen Äuglein, die so ein Automat hat, immer wilder an, so dass die Damen Hilfe beim Personal holen. Sofort steht ein hagerer langer Schlacks in abgewetzter Überhose da. Die eine der Damen begrüsst ihn mit Namen, sehr nett und ohne jeden Dünkel. Jetzt gefällt es mir hier richtig gut, und ich nehme mir diese Auszeit von allem eigenen vorauseilenden Hetzen. Als der Mann von der Parkgarage den Kasten aufschliesst und die breite Front der wirren Kabel sich vor uns allen ausbreitet, witzeln wir, dass wir nun aber heftig enttäuscht sind dass da kein Kollege vom Parkgaragenmann drin sitzt, der die Tickets locht und wieder zurück nach draussen schiebt. Der Fehle ist vom Herrn Schlacks sehr schnell behoben, in aller Freundlichkeit. Die Damen haben sich längst bei mir entschuldigt für die Umstände. Umstände? Wo, wie, wann denn?

Das war richtig erholsam. Und mit sechs Minuten erfüllter Zeit, die ich nicht liegen gelassen, oder gar verloren habe, gehen wir alle zu unseren Autos und fahren unserer Wege. Gute Fahrt! Nun sitze ich längst zuhause, und freue mich noch immer über diese kleine friedvolle Situation im Parkhaus. Es wäre zu schön, es gelänge immer, die kleinen Havarien so gelassen anzugehen. Sie würden einfach verschwinden, und ich glaube, das Gefühl, keine Zeit zu haben, würde sich genau so dünne machen.