Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Kapitäne in der Bundesliga

∞  10 August 2013, 21:32

Captains, oder eben Kapitäne von Fussballmannschaften sind sich in Vielem recht ähnlich. Das gilt auch für die Spielführer der aktuellen Bundesliga-Mannschaften:

Es sind oft keine Blender, sondern Spielertypen, die ihr Leistungsniveau äusserst verlässlich abrufen, und zwar schon über mehrere Jahre. Sie tauchen häufig in Matchzusammenfassungen nicht auf, weil sie unauffällig spielen, aber wenn sie fehlen, tut das der Mannschaft nicht gut. Captains laufen Löcher bei der Verteidigungsarbeit zu und spielen den Ball mit der Innenseite des Fusses statt mit dem Aussenrist: Für die Galerie wenig, für die Mannschaft alles. Es sind Spieler, die ein gutes Gefühl für die Gruppe haben, die mit ihren Augen auch für das Team sehen und erkennen, wenn neue Spieler Mühe haben, Tritt zu fassen. Sie erledigen ihre Medienarbeit unaufgeregt, überraschen die Journalisten kaum je, und der Trainer wird das durchaus auch schätzen: Er weiss, was er an seinem Captain hat, macht ihn zum verlängerten Arm auf dem Spielfeld, um die Taktik umzusetzen.

Auf Schalke sprechen viele Fachleute von vielen Spielern sicher mehr als von Benedikt Höwedes, und doch steht er immer wieder an der Schwelle zur Nationalmannschaft, bei Bayern ist Philipp Lahm ein Phänomen an Beständigkeit auf immer noch höherem Niveau, aber die öffentliche Musik machen andere, es sei denn, es gilt, sich unbeliebt zu machen und Klartext zu reden. Es ist dort sicher auch gut, dass der Captain unter allen Egos den eigenen Geltungsdrang sehr gut kontrollieren kann. Clemens Fritz bei Werder Bremen ist genau so wenig ein Schönspieler wie Sebastian Kehl in Dortmund. Der hat noch nicht mal einen Stammplatz, aber seine Führungsrolle übt er trotzdem aus.

17 Schweizer nehmen die Bundesligasaison in Angriff. Nicht wenige von ihnen sind im besten Fall Ergänzungsspieler, und jene, die spielen, werden vor allem für ihre mannschaftsdienliche Jobausübung geschätzt. Vielleicht sind deswegen nicht weniger als drei von ihnen auch Kapitäne ihrer Teams. Pirmin Schwegler hat lukrativere Verträge ausgeschlagen, weil er in Frankfurt bleiben wollte, wo er geschätzt wird und er Trainer und Umfeld respektiert, Diego Benaglio ist Nationaltorwart und in Bestform einer der besten in Europa – und spielt trotzdem in Wolfsburg. Und kennen Sie Fabian Lustenberger? Der Lockenkopf spielt seit sechs Jahren in Berlin bei der Hertha, hat auch in zwei 2. Liga – Saisons zum Verein gehalten, schwere Verletzungen überstanden und Seine Stärken immer wieder neu gefunden.

Nicht so recht in diese Beschreibungen passen will Rafael van der Vaart. Aber er wird wohl schillernder gezeichnet, als er eigentlich ist. Dennoch werden an keinen anderen Kapitän so hohe spielerische Anforderungen gestellt wie an ihn. Hamburg will glänzen. Und vielleicht hat genau deswegen den härtesten Job aller achtzehn Kollegen vor der eigenen Brust.