Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Justiz führt den Käfig für Uli H. vor

∞  1 April 2014, 14:06

Uli Hoeness wird in ein paar Wochen seine Gefängnisstrafe antreten müssen – und die Justizvollzugsanstalt sieht sich genötigt, eine Führung durch die Anstalt zu veranstalten – und 160 Journalisten drängeln sich am Tor, wollen unbedingt in den Knast – und nicht wenige dürften sich vorher erdreistet haben jahrelang über Justizvollzug schlicht per Hörensagen geschrieben zu haben, oder womöglich überhaupt noch nie.

Aber jetzt ist alles anders. Für oder gegen Hoeness müssen nun 500 Gefängnisinsassen fast eine Tag in ihren Zellen bleiben und können nicht arbeiten, und der Rest backt frische Brötchen für die Besucher. Der Chef der Anstalt gibt derweil grinsend Interviews. Was für ein Zirkus. Die gleichen Medienvertreter werden sich anschließend in den Zeitungen laut nachdenkend sich scheinheilig den Kopf zerbrechen, wie schwierig es wohl für Hoeness sein wird, ein normaler Hãftling zu sein? Etwas, was sie selbst als Erste verunmöglichen.

Meiner Meinung nach ist es ein Skandal, wie hier die Justiz – einmal mehr – Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Ganz egal, ob Staatsanwaltschaften über laufende Untersuchungen berichten, ob das Recht auf Anonymität auf allen Verfahrensstufen mit Füßen getreten wird – mit jedem Vorfall geht uns ein Rechtsgut verloren.

Und die Degutanz wird weitere Blüten treiben: Sollte bekannt werden, wie Hoeness seine Strafe absitzt, werden die gleichen Schreiberlinge sich darüber auslassen, wie dies nun zu bewerten ist: Sonderbehandlung für Uli H.? Wie kann irgend jemand darüber jetzt noch urteilen?