Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Ignoranz im Westen

∞  6 Juli 2014, 21:46

Ich darf gar nicht darüber nachdenken, wie oft ich in in letzter Zeit Nachrichten hörte, die vom einen Thema bestimmt waren: Dem Aufruhr in der islamischen Welt. Und es wird, gefühlt, je länger je schlimmer. Bemerkungen, die darauf verweisen, dass der Islam eine noch verhältnismässig junge Weltreligion sei und wir uns daher über die brachialen Forderungen nicht wundern sollten (wir haben es einmal nicht anders gehalten), mag ja gewisse Dinge erklären – ruhiger macht es mich gewiss nicht.

Dabei bin ich ganz entschieden der Meinung, dass das grösste Problem nicht fanatisierte Muslime sind: Wir, “der Westen”, sind das Problem. Die Art und Weise, wie der Westen Krieg im Irak und in Afghanistan geführt hat und weiter führt (und das ist kein Fingerzeig auf die Amis, so lange so manche unter uns einfach froh sind, dass sie selbst nicht den Kopf hinhalten “müssen”), und wie peinlich die Ergebnisse ausfallen, ist ein Bankrott der westlichen Politik und verrät vor allem eines: Das völlige Unverständnis über die Art und Weise, wessen Art Orientierung Menschen in anderen Kulturkreisen haben. Wir verstehen die Muslime und die Araber nicht. Wir wissen praktisch nichts über sie, über ihre Kultur. Wir denken in schwarz und weiss, und die Frage, wie wir uns zu arabischen Ländern stellen, wird vor allem dadurch bestimmt, ob wir pro oder contra Israel sind. Wer von uns kann den Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten benennen, wer weiss, welche Länder im nahen Osten von welcher religiösen Strömung geprägt werden? Dies mag zwar nur ein Stück Bildung sein, aber ich wüsste kaum jemanden zu benennen, der mir wirklich Grundlegendes über die Kultur in den Ländern Mohammeds berichten könnte?

Und wie können wir auf die Idee kommen, jedem Land der Welt wäre die Demokratie eine willkommene Staatsform? Sie ist kein Heilsbringer – wir schimpfen ja selber oft genug auf sie…. Manchmal frage ich mich wirklich, ob es uns und der Welt nicht viel besser ginge, wir würden uns schlicht darum bemühen, die Verhältnisse im eigenen Land zu verbessern, und wir würden den Begriff der “Verteidigung” wirklich weniger vorauseilend aggressiv anwenden. Die Art, wie sich der Westen im nahen und fernen Osten bewegt, ist manchmal punkto Hochmut nicht mehr zu überbieten. Wenn man es genau bedenkt, ist diese Eigenart fast allen Mächten eigen, die sich je aus ihren Stammlanden hervor gewagt haben: Die Ignoranz gegenüber jeder fremden Güte ist atemberaubend -und einfach nur dumm – mal abgesehen davon, dass sie die Grausamkeit unter Menschen erst möglich macht.