Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Helfer aus dem Wald

∞  16 Oktober 2014, 20:34

Kastanienwälder – im Tessin immer wieder Anziehungspunkt für Sammleraktivitäten im Herbst. Eine wunderbare Gelegenheit, das Sammeln von Kastanien mit einem schönen Waldspaziergang zu verbinden. Aber auch in Frankreich gibt es sie, die Kastanienwälder. Man muss vielleicht ein wenig mehr suchen, oder eben die stoischen, aber sehr netten Einwohner im Aveyron fragen, wo es denn lang geht. Eine träge Handbewegung und eine gegrummelte Kürzesterklärung, und schon sind wir auf der richtigen Fährte. Und man will ja als Tourist nicht negativ auffallen, also parkiere ich mein Auto sehr knapp am Wegrand und also nicht vor einer steilen Waldstrasse, über die kaum ein Auto, auf jeden Fall nicht meines, gelangen könnte, aber man weiss ja nie. Ich setze zurück, und das Auto steht dann auch nicht mehr auf der Strasse, hat aber doch ziemliche Schieflage…

Egal, wir gehen mal auf Kastanienjagd und kommen später mit über 4 kg Ertrag zum Auto zurück. An uns vorbei klappert ein Kleinlaster mit offener Ladebrücke den Berg hoch und ich winke freundlich. Also raus aus der Parkposition, zwei Räder stehen ja immerhin noch auf der Strasse. Doch ich habe keine Chance. Kein Grip, und ich grabe mich nur ein, und der Unterboden liegt auf dem Boden auf. Wir brauchen Hilfe, jemanden, der mich sprichwörtlich aus dem Loch zieht.

Da kommt der Postbote den Berg runter gerattert, doch er fährt mit grossen Augen vorbei ohne anzuhalten… Der Kleinlaster… die Jungs sind zehn Minuten zu früh den Berg hoch gefahren…

Ich überlege gerade, wie ich denn jetzt Hilfe organisieren könnte… wen anrufen? Da, was hören wir? Der Kleinlaster schüttelt sich den Berg runter – und hält auch an…

Die beiden Männer, die aussteigen, sehen aus, wie man sich in solcher Situation Männer wünscht: Waldarbeiter oder zumindest kräftige Handwerker sind es, und die nehmen die Sache in die Hand. Ich habe zumindest Bedienungsanleitung -und Equipement da: Darunter ein Abschleppseil, das wirklich einen Mörderhaken hat und knutschgelb ist. Und die Engel aus dem Wald haben auch schnell raus, wo denn das Ding eingehakt werden muss, und dann geschieht, was ich auch aus Australien und dem Militär immer wieder mit Erstaunen beobachte, auch wenn es einfach Physik ist: Ein sanftes Anziehen und Rucken und schon hat meine Kiste wieder festen Boden unter den Füssen.

Die Jungs wollen erst nicht mal das kleine Trinkgeld annehmen – und wir zuckeln heim. Echt Schwein gehabt. Und die Kastanien? Haben bereits super geschmeckt – also, die ersten paar hundert Gramm.