Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die gute geschäftliche Beziehung

∞  16 September 2010, 17:21

Arbeit, sagt man, geht leichter von der Hand, wenn man sich unter einander versteht. Das Verhältnis zwischen Kunde und Lieferant ist davon nicht ausgenommen. Und tatsächlich ist alles viel leichter und freudiger und motivierender, wenn zu interessanten Projekten auch noch offene Menschen mit dazu gehören.

Wenn die Dinge nicht gut funktionieren, wenn immer wieder etwas schief geht, dann wird einem manchmal auch wieder schmerzlich bewusst, dass alle Sympathie Grenzen hat. Es kommt der Moment, wo man sich im Interesse des Unternehmens klar abgrenzen und erklären muss: Lieferant, nun hast du ein Problem. Oder: Kunde, da kann ich deinen Wünschen nicht entsprechen. Es sind dies Situationen, in denen wieder ins Bewusstsein gelangt, was im Verhältnis an sich schon angelegt war und ist: Man hat sich nur auf Grund der Geschäftsbeziehung kennen gelernt – und ist am Ende auch dem eigenen Unternehmen in letzter Konsequenz allein verpflichtet. Persönliche Verbindungen vermögen da nur eines zu gewährleisten: Die Sicherheit, dass der andere es ehrlich meint. Das ist, bei einer negativen Entwicklung der Geschäftsvolumen zwar ein schwacher Trost, aber es ist nicht nichts. Es bleibt wichtig, weil es eine Gewissheit gibt, dass objektive Kriterien massgebend bleiben und kein negativer Entscheid auf Grund einer Person getroffen wird.
Das ist nicht nichts. Und es macht spätere neue Schritte und Anläufe leichter möglich. Dennoch sind das Situationen, in denen ich immer wieder begreife, wie sehr wir eingebunden sind in diesen Unternehmensrelationen. Und die meisten Kontakte halten nicht an, wenn die geschäftliche Verbindung mal weg fällt und kein “Netzwerken” mehr angesagt ist.

Deshalb ist es auch nicht schlimm, sondern sehr gesund, wenn ich mir immer wieder bewusst mache: Ich bin ersetzbar. Innert Wochen. Höchstens. Das Unternehmen hat sich vielleicht dank meiner Arbeit (vorübergehend) für diesen oder jenen Kunden scheinbar unersetzlich gemacht. Auch dies stimmt nicht – oder kann sich schnell ändern. Entscheidend aber ist in jedem Fall: Der menschliche Footprint ist eine Seelenspur. Sie findet sich nicht in Vertragsabschlüssen und Umsatzzahlen. Diese Loorbeerkränze prangen sogar sehr oft auf den falschen Köpfen. Egal. Am Ende bleibt uns allen nicht die Firma, sondern die Fähigkeit, unseren Frieden zu machen mit dem, was war und ist und kommt.

Wenn man darüber allerdings mit alten oder bestehenden Weggefährten diskutieren und sich austauschen kann, dann wird das geschäftliche Meeting zum Real Life.