Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Güte für sich selbst (Reflexion)

∞  11 März 2008, 06:45

Menschen, denen es leicht fällt, sich mit anderen und für andere zu freuen, haben oft grosse Mühe, sich selbst vor den Augen anderer in gutem Licht stehen zu sehen. Sie wiegeln jedes Dankeschön ab, verwerfen die Hände und geben Platitüden wieder.

“Das war doch nicht der Rede wert, das war nichts. Keine Ursache.”
Mein Rat: Ein Danke stehen lassen, es annehmen. Das Übliche, wenn schon, ganz bewusst formulieren:

“Das habe ich gern gemacht.”
“Das ist gern geschehen.”

Wir können dauerhaft nicht andere unterstützen, wenn wir damit nur davon ablenken wollen, dass es uns peinlich ist, wenn es um uns selbst geht. Wir sollten unsere Dienste aufwerten, ihnen den grösstmöglichen Gehalt geben, indem wir uns auch immer darin üben, uns selbst gern zu haben. Denn erst dann missbrauchen wir den Empfänger unserer Aufmerksamkeit nicht als Hilfsmittel, um das Gefühl eigener Unzulänglichkeit los zu werden. Er hat aber unsere Aufmerksamkeit verdient, weil er einzigartig ist, und nicht, weil ich es nicht bin, aber hoffe, es durch ihn zu werden.

Ich kann nicht von meinem Nächsten erwarten, dass er meine Hilfe annimmt, und selbst jede Anerkennung, jeden Dank und jede Gegen-Geste abwehren oder zumindest kleiner reden.

Wir sind immer gut genug für einander, in der Lage, gegenseitig zu lernen, dass wir zur Güte fähig sind. Wir haben die Freiheit, Teil eines göttlichen Zeugenschutzprogramms zu sein: Wer die Liebe in der Welt nicht nur sehen, sondern sie auch mehren und bezeugen will, hat Anspruch auf die Identität, ein wahrhaftiger Mensch zu sein.