Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Freunde mit den guten Augen

∞  27 Juli 2013, 19:29


istockphoto.com/RichVintage: “Racing Buddies”




Gerade als Mensch mit vielen virtuellen Kontakten, auch mit Freundschaften, die ich vor allem mit den Hilfmitteln des Netzes pflege, kann ich sagen: Es ist einfach ganz wunderbar, Freunde zu haben, mit denen ich auch nach längeren Pausen sofort wieder ins Gespräch komme.

Eigentlich müsste ich gar nichts erklären, könnte ich mir jeden Satz zu den Gründen, warum gerade mal Funkstille war, sparen: Weil jede Begegnung so genommen wird, wie sie in der Gegenwart daher kommt: Als neues Geschenk eines Austauschs, als Gelegenheit, etwas von seiner Geschichte teilen zu können, von seinem Erleben zu erzählen, und gerade jetzt auch diesen Moment Gegenwart zu teilen. Was braucht es mehr, als das Wissen, dass jemand zuhört, oder eben wirklich liest, ehrlich interessiert an dem, was mich bewegt? Freunde in dieser Art Gegenwart helfen mir, mit lichtem Blick auf mein Glück zu schauen und ohne Furcht mein Elend zu verstehen, um es zu überwinden.

Freunde sagen einem: Nimm meine Augen und sieh in die Welt, wie schön sie ist. Oder sieh mit meinen Augen dich an. Lass dir erzählen, wie ich dich sehe, wie schön du bist, wie gut, wie kantig zwar, aber doch liebenswert.

Wir sollten unseren Freunden öfters mal vertrauen. Die langjährigen unter ihnen haben längst mehr von uns mitbekommen, als wir gemeinhin offenbaren möchten – und sie können dieses Mehr manchmal besser einordnen, es gelassener nehmen als wir selbst. Freunde brauchen, um uns erreichen und stützen zu können, unsere Bereitschaft, uns selbst mögen zu wollen. Wir sind längst nicht alle und nicht immer dazu bereit. So, wie wir aber mit uns umgehen, so hören und sehen wir das, was unsere Freunde uns zeigen, mit wachen oder vernebelten Sinnen – mehr oder weniger mit ihren liebenden, gütigen Augen.

Und weil es immer wieder genau darum geht, im Hier und Jetzt, spielt es unter Freunden nicht so sehr eine Rolle, wie lange es still war um uns. Wichtig aber ist, dass die Freundschaft eine Geschichte hat, mit Momenten, in denen es genau darum gehen durfte: Um den gütigen Umgang mit uns selbst.

Und Kurt Tucholsky hielt fest:

Es ist schön,
mit jemandem schweigen zu können.