Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Enge der Schweiz

∞  3 November 2014, 00:14

Egal, ob ich von Deutschland oder Frankreich aus auf längeren Autofahrten zurückkehre in die Schweiz – ich mache immer wieder eine sehr ähnliche Erfahrung:
Das letzte Stück Autofahrt ist hart. Sobald ich die Schweizer Grenze passiere, verändert sich der Charakter der Reise: Der Verkehr nimmt zu, die Strassen wirken enger, und es gibt kaum mehr ein Stück Fahrt, auf dem man sich erholen kann.

Das Autobahnnetz ist perfekt ausgebaut, und unter dem Strich gelangt man ähnlich schnell wie in Deutschland oder Frankreich von A nach B, ja, es mag sogar weniger so richtig heftige Staus geben bei uns. Aber die Verkehrsdichte sinkt auch kaum je unter ein gewisses Niveau. In der Schweiz drängt sich alles. Es ist der Preis unserer hohen Mobilität, mit der wir immer wieder erfahren können, wie schnell wir quasi die Landschaft wechseln können: Von Zürich aus sind Alpenpanoramen, Langlaufpisten, Palmenhaine innert weniger Stunden erreichbar. Nur eines gibt es nicht: Weite Landstriche, durch die man auf der Autobahn surfen kann, getragen von eben diesem Eindruck einer gewissen Weite und Freiheit.

Dem Schweizer sagt man nach, dass er manchmal ein wenig eng denkt. Ich glaube, die vielfältige Welt, die wir beherbergen, hält uns sehr wohl auf Trab und schult uns im Umgang mit Neuem, aber wir sind uns wohl selbst oft nicht bewusst, wie prägend dieses Gefühl der Enge ist, das uns zuweilen überkommt – und je länger je mehr. Auf 42td qkm drängeln sich bald achteinhalb Millionen Einwohner, und dabei ist ein Drittel unserer Fläche noch nicht mal bewohnbar… Die Zersiedelung ist enorm – und sie ist ein riesiges Problem.

Die reiche Schweiz gleicht einem Bienenstock, in dem sich möglichst Viele gütlich tun wollen – und wir, die wir schon da sind, natürlich auch.