Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Energiewende und anderes, das uns entlarvt

∞  28 August 2012, 20:37

Dann will ich mal, an einem arbeitsreichen Tag, das ein wenig zusammenfassen, was mir so zwischendurch im Gedächtnis geblieben ist an Meldungen aus der lieben weiten Welt.

Deutschland quält sich mit der Energiewende. Die alternativen Energien haben ihre Tücken, fallen zu den falschen Zeiten an, können unzureichend gespeichert und gar nicht transportiert werden. Doch genau so, wie wir uns gegen radioaktive Endlager wehren, wollen wir auch keine neuen Strommasten und -trassen vor der Tür. Weit weg ist Fukushima, und Tschernobyl, war das überhaupt je von Bedeutung? Das Ach und Weh ist eingeleitet, und in der Nüchternheit wird über die Geldbeutel gefeilscht.

Das mag zwar alles ein ganz normaler Prozess sein, bei dem nur das Endergebnis zählt. An dem wird sich aber nicht nur die Regierung Merkel messen lassen müssen, sondern auch wir alle. Diejenigen, die bei Gorleben mitmarschieren, aber kein Ökostrom-Abonnement besitzen, weil der Strom ein Euro fünfzig teurer ist genau so wie wir, die wir fassungslos vor den Bildern aus Fukushima sassen, als Techniker in weissen “Anzügen” mit Taschenlampen hilflos in dunkle Schaltkästen leuchteten, und nun schon fast vergessen haben, was da war… oder eben plötzlich nicht mehr war.

Der Mensch ist ein Verbraucher, und also verbraucht sich auch sein Enthusiasmus, offensichtlich falsche Entwicklungen zu korrigieren. Denn am Ende piekst es im Fudi, und das ist unangenehm und muss doch eigentlich nicht sein, oder? Denn wir haben es ja warm und alles halb so wild, womöglich nur ein politisches Manöver…

Noch nie haben wir wohl so viel Zeitung gelesen, Internet gesurft und ferngesehen, noch nie haben so viele Europäer so viele Reissäcke in China umfallen sehen – und daneben auch scheinbar Bedeutendes vorgesetzt bekommen. Aber ist auch nur ein Prozent davon sachliche, ungesteuerte Information? Die Selektion, nach der wir bedient werden mit “News”, folgt doch immer der gleichen Mechnik – und die hat mit einer sachlichen Information und Ausgewogenheit rein garnichts zu tun, oder?

Da mag ich schon kaum mehr anfügen, dass neben der bewusst gesteuerten Information, dem Kalkül oder auch nur dem immer gleichen Reflex uns noch etwas den Durchblick ganz entscheidend vermasselt: Und das ist die Sache mit unserren beschränkten vernetzten Denken und unserer absolut fehlenden Fähigkeit, die Auswirkungen unseres Tuns wirklich für Umwelt und Menschen abschätzen zu können:

Schweizer Forscher haben eine Studie vorgelegt zur Verträglichkeit des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen in der Landwirtschaft. Und sie kommen zum Schluss: Alles kein Problem. Es sind keine Schäden feststellbar.
Wahrscheinlich wird eine Studie über mehrere Jahre als topseriös gesehen – wer um Himmels Willen lässt sich schon so viel Zeit, wenn die Industrie in den Startlöchern sitzt? Aber, Verzeihung, sich zu so einer Aussage hinreissen zu lassen, ist doch einfach dumm: Wie will man die Auswirkungen eines frei gegebenen Anbasu gentechnisch veränderter Pflanzen auf das Ökosystem mittelfristig wirklich abschätzen können. Wobei die Mittelfrist, setzte man sie bei 50 Jahren an, für die Erde ein Wimpernschlag ist. Wir können und WIR WOLLEN NICHT die Auswirkungen unseres Tuns abschätzen, und ganz offensichtlich ist es auch nicht opportun, nicht mal als Forscher, schlicht zu sagen:

In der getroffenen Versuchsanordnung waren keine Schäden feststellbar.

Das wäre ehrlicher. Aber wahrscheinlcih haben wir nicht nur die Politiker, die wir verdienen, sondern auch die Forscher, die zu uns passen, denn, wer bitte schön, will von ihnen denn hören, dass eine Aussage nur beschränkt zu treffen sei? Wir wollen Absolution für die Konsumation. Und werden daher immer wieder eine Bescherung kriegen, über die wir dann bass erstaunt sind.