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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Chinesen - und unser Unbehagen

∞  21 November 2012, 16:54

Die Wandlung ist unaufhaltsam, das Pendel wird je länger je mehr gen Osten ausschlagen: Asien – und allen voran China ist auf dem Vormarsch. Längst sind die Verflechtungen und entsprechenden Einflussnahmen aus dem Reich der Mitte mitten unter uns. Vielleicht noch nicht unmittelbar spürbar. aber das wird sich ändern. Die Touristen sind schon da. Und damit ist es wohl endgültig Zeit, sich anders mit China und “den Chinesen” zu beschäftigen, und mit unserem Bild, das wir uns von ihnen machen.

istockphoto.com/koun

Dabei fällt laut einer neuen Studie, die ziemlich genau der Realität entsprechen dürfte, wie unterschiedlich sich Deutsche und Chinesen sehen: Während viele Deutsche wenig Sympathie für China hegen, finden Chinesen Deutschland toll. Auf diesen einfachen Nenner kann man das Ergebnis der Befragungen in beiden Ländern bringen.

China ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Bestimmt aber wird das Bild und die Einstellung – natürlich – von der Berichterstattung in den Medien, denn sie sind für die Annäherung so unterschiedlicher Kulturen enorm wichtig -l im fördernden oder hemmenden Sinn. Und auch hier wenig überraschend: Während deutsche Medienberichte zu China in ihrer Vielzahl eher kritisch sind, berichten chinesische Medien über Deutschland in viel höherem Mass positiv.

Wir tun uns schwer mit den neuen wirtschaftlichen Macht(in)habern. Wir möchten glauben, dass sie mindestens die gleiche Intelligenz mitbringen, die sie gut Wetter machen lässt, weil dann die Geschäfte ja doch nur besser gehen können. Und Geschäfte wollen wir doch alle machen, nicht wahr? Nur ist auch eines klar, und ich denke, wir wissen das genau:

Keine anderen Repräsentanten eines Landes werden uns auch so schonungslos den Spiegel vorhalten – und uns nichts anderes anbieten als das, was wir mit unserem Einlass auf die chinesischen Angebote mit der Globalisierung auch in Kauf genommen haben. Es ist völlig falsch, die Chinesen dafür massregeln zu wollen. Wir haben uns das Nest lange davor gebaut, als es darum ging, mit kurz-, höchstens mittelfristigen Perspektiven schnelle Chancen resolut zu nutzen und die Taschen zu füllen.

Wir werden sehen, wie viel Spielraum uns das neue wirtschaftliche Machtgefüge lässt – wenn die Probleme für Peking auch grösser werden sollten – und die gesellschaftlichen Umwälzungen drohen.

Die Menschen da sind nicht besser noch schlechter als wir. Aber sie sind ganz anderes gewohnt, wenn es heisst, sich in einem bestimmten sozialen Kontext zu bewegen. Helfen kann uns allen dabei am Ende nur eines: Persönliche, echte Kontakte – die es in noch viel grösserer Vielzahl brauchen würde – und die aus sprachlichen aber auch politischen Gründen schwierig bleiben. Denn gerade die Chinesen sind aller Globalisierung zum Trotz ein Volk mit einer hohen nationalen Identifikation – und es dürfte nicht falsch sein, anzunehmen, dass auch dies enorm dazu beigetragen hat, China so schnell so stark werden zu lassen.

Wir werden sehen, wie es weiter geht. Das allein ist sicher.



Link: FTD – Deutsche haben Angst vor Chinas neuer Macht

via mycomfor