Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Der Verkäufer und sein Gleichnis

∞  24 April 2013, 07:28

SMS zum Tag:

Ein stolzer Verkäufer gibt ein Zeugnis ab. Er wirbt um Vertrauen, und wenn er es bekommt, will er es rechtfertigen.

Wer selbst einmal Verkäufer war, wird sich immer an den Start seiner Laufbahn erinnern können, an den ersten Einkäufer, der ihm das Vertrauen schenkte und etwas bei ihm bestellte. Und er wird ein fast zärtliches Verhältnis der Dankbarkeit für den Menschen empfinden, der ein grösseres Projekt bei ihm platzierte und sich damit innerhalb seiner eigenen Funktion auch mit einem wenn auch vielleicht minimalen Risiko für genau diesen Verkäufer und sein Produkt entschied.

In dieser beruflichen Konstellation kommen zwei zusammen, die einander als geeignet dafür sehen, den eigenen Job gut oder noch besser machen zu können. Sie verlassen sich auf des andern Wort, obwohl es genügend Grund gäbe, zu mutmassen, dass hinter den Aussagen Kalkül steht, erfolgsorientierte Einfärbung. Wer sagt schon von seinem Angebot, dass es nicht vollkommen ist, womöglich nicht das Beste am Markt? Wer sagt schon nicht, es wäre zu teuer, obwohl die Preise ganz gut passen?

Verkäufer geben immer etwas preis von sich selbst. Und gute Verkäufer sind sich das auch bewusst. Die einzelne Relation zum Kunden ist zwar eine künstliche, sachbezogen und nie so menschlich, wie man es in entspannten Momenten annehmen möchte, aber sie hat auch die Wesenszüge einer Metapher, die da sagt:

Wenn Du willst, dass man Dich fördert, hört, unterstützt, Dir vertraut, dann musst Du Farbe bekennen. Du musst hinstehen, etwas wollen und auch damit leben können, dass Du dafür andere brauchst. Genau so ist es tatsächlich auch im Leben. Wenn ich etwas will, brauche, ein Ziel habe, dafür Hilfe von Menschen benötige oder ihre Mitwirkung, dann muss ich für meine Idee einstehen, für mein Bedürfnis, für mein Sehnen. Ich muss meine Unzufriedenheit kund tun, meine Überforderung, meine Unterforderung, meinen Frust, ich muss meine innere Imigration überwinden oder umgekehrt den Zeitpunkt kommen lassen und in ihn hinein springen, in dem es Zeit ist, sich zu outen: Ich bin der, den Du vielleicht glaubst, zu kennen, aber du solltest mehr von mir wissen. Ich verdiene mehr, ich kann mehr – oder umgekehrt, ich brauche mehr Ruhe, das Gefühl, dass sich nicht alle auf mein Engagement verlassen.

Rede einfach. Ist das Herz voll, bildet es auch die Worte. Und sind da Herzen um dich herum, so wirst du auch gehört.