Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Der liebende Gärtner

∞  31 März 2007, 16:28

Die Person, die immer bei mir ist, bin ich selbst.

Wenn sich Menschen in meinem Leben finden, die mich begleiten, mir immer wieder eine Stütze sind, denen ich ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, manchmal ganz unverhofft, dann zeigen mir diese Menschen immer auch mich selbst. Ich begegne mir in ihnen, und ich lerne, in diesen Begegnungen ganz offen zu sein. Will ich lieben können, so muss ich dieser Liebe einen Boden geben in mir selbst, und dessen Erde giessen.

Die Liebe zwischen Menschen sollte die Liebe des Gärtners sein:

Wir sind für unsere Liebsten immer Mittler zu Himmel und Erde, wir verschaffen ihnen Raum zum Licht und verwandeln blosse Erde in wertvollen Humus. Wir vergessen dabei nie, dass die uns allerliebste Pflanze immer der Welt zugewandt ist und einfach zu schön, um nur uns zu erfreuen. Wir stellen uns nicht davor, sondern daneben, wir schneiden sie nicht ab und stellen sie in eine Vase, sondern wir besuchen sie in ihrem Erdreich und vergewissern uns, dass sie nicht durstig wird. Nie würden wir übersehen, wenn welk werdende Blätter falsche Pflege anzeigten.

Und bei aller Güte und leisem Gärtnerstolz sind wir uns bewusst, dass Lebenszyklus und Glück im Blühen und Welken eine geschenkte Lebensspanne sind, dessen Ende genau so sicher ist, wie der Anfang ein Wunder war.

Was sollen wir uns sorgen, wenn wir die allergrösste Sorge um das Gedeihen unserer schönsten Blume schon nicht verantworten mussten? Das Licht, das sich in Kraft verwandelte, wir haben es nur nicht verhindert und mit unserer gegenwärtigen Freude Gott bewiesen, dass seine Schöpfung ein Geschenk war und ist. Der Augenblick allein ist unsere Ahnung der Ewigkeit. Und die Liebe bettet sich darin ein. Jetzt ist dafür Zeit, wie immer.


Bild: caro-art