Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Der Lauf der Dinge und mein Gang der Welt

∞  11 Mai 2010, 19:25

Uwe schreibt in seinem Kommentar von heute morgen von unser aller relativen Unkenntnis, und er tut es in einer Weise, die sehr versöhnend formuliert ist:

Wir können uns in der Tat über so manches in unserer Gesellschaft entsetzen. Jeder Tag bietet die Gelegenheit, sich zu entrüsten und den Kopf über fast alles zu schütteln, was scheinbar wert ist, berichtet zu werden “von der Welt” – was immer das ist oder die Medien – wie auch wir Blogger – für berichtenswert halten. Die Tatsache, dass wir alle vieles wissen können, aber noch viel mehr nicht wissen – oder gar missdeuten oder schon missgedeuet vorgesetzt bekommen, kann uns verunsichern – oder genau zum Gegenteil führen:

Wir können dieser Tatsache auch so begegnen, dass wir uns so weit wie möglich um unser eigenes Bild von der Welt bemühen, und dass wir uns z.B. mehr mit unserer unmittelbaren Umgebung, mit der Mikrowelt beschäftigen, auf die unser Verhalten und unsere Stimmung ja auch einen unmittelbaren Einfluss hat. Auch dafür brauchen wir Information – vor allem aber Reflexion. Und die ist nie nur oder vielleicht nicht mal hauptsächlich eine intellektuelle Aufgabe. Wahr ist, was wir wahrnehmen. In aller Relativität. Und zumindest als Ausgangspunkt. Das bedeutet nicht weniger, als dass ich keine einzige Meinungsbildung delegieren muss (oder kann): Ich bin immer selbst gefragt. Und stehe damit vor der gleichen Herausforderung wie alle anderen auch. Das kann mich selbstbewusst machen oder verunsichern. Ganz sicher aber ist es eher ein Zeichen von Stärke, darin auch die Grundlage zu sehen, nicht Recht haben zu müssen. Auf jeden Fall nicht für andere. Für mich selbst aber schon. Da bleibt mir gar nichts anderes übrig.
Meine eigenen Realität mache ich mir ganz automatisch tatsächlich selbst. Je geerdeter ich dabei werde, um so kleiner sind die möglichen unangenehmen Überraschungen – und um so unwichtiger – ich ahne es – wird die Tagesaktualität. Auch sie misst sich daran, was wirklich wesentlich ist für mein Leben im Jetzt.
Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie viel scheinbare Beschwerlichkeit in unserem Leben Prognose ist?
Was hängen wir unsere Gedanken an Dinge, die wir tatsächlich nicht kennen können?
Ich rede damit nicht einer Lebensweise das Wort, welche sich überhaupt nicht für Tagesaktualität interessiert. Aber vielleicht ist es ein wenig wie der Gang ins Kino: Wenn ich rauskomme, denke ich vielleicht noch an die Handlung, habe mich unterhalten, vielleicht ein paar neue Gedanken und Anregungen bekommen – und ab geht es nach Daheim. Weiterleben. Ist die Aufregung der Schlagzeilen erst mal aus den News raus, ist es tatsächlich oft leichter, den Dingen ihren Lauf zu lassen.

Fürs Bloggen könnte das bedeuten, dass ich mich neu bemühen könnte, auch bei gesellschaftlichen und politischen Themen weniger Antworten zu geben. Fragen genügt auch da. Oder darstellen. Differenzieren. Im Bewusstsein, siehe oben, dass der Grad an Distanz und das mir im Moment mögliche Mass an Differenzierung nur den momentanen Stand meiner Unwissenheit darstellt. Gott sei Dank gibt es die Möglichkeit, täglich dazu zu lernen und das eigene Leben selbst zu erfahren. Nicht wahr?


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Bild: Kounadeas by iStockphoto
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