Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Der ideale Mann ist ohne seine Frau nichts Ganzes

∞  1 Februar 2011, 13:47

Der scheinbar so konziliante und brauchbare Ehemann outet sich und sagt ein grosses Dankeschön.



Wir alle können uns nur immer wundern, welches Bild wir in “der Öffentlichkeit” abgeben, wie wir gesehen werden, auch von so genannt guten Bekannten. Dabei strampeln wir uns doch so damit ab, möglichst “gut” zu wirken, zumindest so, wie wir glauben, dass “es gut ist”. Dabei ist doch alle aufgesetzte Mühe vergebens. Leben Sie in einer Partnerschaft, so kann das absurde Züge annehmen, die man eigentlich sehr leicht bemerken kann. In diesem Fall spielt der Vergleich zwischen Ihnen und Ihrem Partner eine noch grössere Rolle. Wir vergleichen alles immer, wir scheinen den Massstab stets zu brauchen, die Relation, und wir wenden diesen Blick an, ganz automatisch.
So wundere ich mich immer wieder, wie ich von anderen gesehen werde – aber vor allem, was mich von meiner Partnerin unterscheiden soll, und vor allem, mit welchen Wertungen das oft verbunden ist. Was wir nach aussen tragen, ist ja nur ein kleinster Teil unserer Persönlichkeit. Das ist auch gut so, auch wenn gerade ein Paar sich mit der Zeit daran gewöhnen dürfte, ganz automatisch auch im Zusammenspiel eine Rolle zu spielen. Und manchmal, ja manchmal, hat frau gar keine Chance, diese Bilder einzureissen. Ein Beispiel:
Ich weise gerne darauf hin (oder meine Frau ist gar so freundlich), dass ich im Haushalt helfe, beim Kochen die Zutaten vorbereite, den Abwasch mache, dass ich wasche, natürlich den Müll herunter trage (männliche Kernkompetenz)… Ein Traummann also, vor allem für die etwas älteren Frauen, denen das noch paradiesisch fortschrittlich erscheinen mag. Meine Frau aber könnte davon berichten, was für ein Chaot ich bin, dass stets die ganze Vorbereitung der Steuererklärung an ihr hängen bleibt, dass überhaupt jede notwendige Konzentration auf haushalterische Belange stets von ihr angemahnt werden muss, etc.
Und genau so geht es dann weiter im Small Talk, bei Diskussionen, tieferen Gesprächen zu viert. Ich gebe mich gerne konziliant, bin der Verständige, wäge ab und fühle mich behaglich – weil meine Frau mit Mut und Ehrlichkeit mir eine gesamthaft tolle Lebensperspektive schenkt, weil sie mich gelehrt hat, auch für mich zu schauen und damit irgendwann mal auf den Punkt zu kommen. Aber ich kann mir Gelassenheit nicht zuletzt deshalb leisten, weil sich meine Frau mit regt, wenn meine Bewegung erforderlich ist, ja, weil sie oft für mich mitdenkt und mir hilft, wirklich jedes Problem zu lösen.
“Von draussen” gesehen ist sie die Glückliche, die das grosse Los gezogen hat. Wie schwierig dieses Los oft zu tragen ist, scheine aber nur ich zu sehen. Manchmal empfinde ich das als sehr ungerecht, und dann schwöre ich mir wieder einmal, mich zuhause mehr einzubringen und vor allem meine Wertschätzung kund zu tun. Heute habe ich also damit begonnen, wieder mal gründlich aufzuräumen. Bevor Sie nun schon wieder Applaus spenden wollen, will ich Ihnen sagen: Ich bin ermahnt worden – und meine Liebste hatte, wieder einmal, allen Grund dazu.