Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Den Ärger aus der Hand legen

∞  22 August 2011, 18:57

An Ärger festhalten ist, wie wenn du ein glühendes Stück Kohle festhältst mit der Absicht, es nach jemandem zu werfen – derjenige, der sich dabei verbrennt, bist du selbst.


Buddha



Ich ertappe mich oft dabei:

Ärgere ich mich über etwas, wobei dazu ja eigentlich immer ein Jemand gehört, an dem ich dieses Etwas fest mache, lässt es mir keine Ruhe. Ich muss es erzählen. Manchmal liegt darin schon der Wunsch, den Ärger los zu werden. Der zuhörende Partner kann so oft helfen, von einer Sache runter zu kommen. Die Arbeit dazu aber muss ich immer selbst leisten. Ich muss das, was ich ausatme, auch wirklich nicht mehr einatmen wollen.

Oft ertappe ich mich dabei, dass ich meinen Ärger erzähle – um bestätigt zu kriegen, wie sehr ich “im Recht bin”, mich zu ärgern. Womöglich bin ich sogar so schäbig, dass es mir wichtig ist, diesen Jemand in ein schlechtes Licht zu rücken. Ich will in ihm den bösen Buben sehen, und es bestätigt bekommen.

Irgendwann geschieht es dann: Ich erzähle es wieder, und während ich es erzähle, frage ich mich: Warum tue ich das?

Dann ist es zu spät: Der schale Nachgeschmack bleibt, der brennende Finger ist noch da, die Kohle hat mich gebrannt, und wenn mir jemand meinen Ärger bestätigt hat, ist es fast so, als hätte er noch in das glühende Stück Kohle gepustet.

Natürlich ist es nicht gesünder, seinen Ärger in sich hinein zu fressen. Das gibt Geschwüre – oder Nierensteine. In jedem Fall ist es wichtig, den Ärger nicht festzuhalten. Er will nämlich gehen. Er kommt und geht. Und die Personen, die uns ärgern, kann man auch als Lehrer sehen, die einem beibringen können, worauf wir warum mit so viel Ärger reagieren. Der nächste Ärger kommt bestimmt. Aber dieser aktuelle Ärger ist kleiner, als ihn meine Repetition in meinen Gedanken, ob geäussert oder nicht, macht.

Wollen Sie neben jemandem sitzen, der sich glühend ärgert? In aller Regel wohl nicht. Wessen Gemüt ich nicht zum Glühen bringen kann, bei dem bin ich aber gerne mich selbst. Ich muss nicht so sehr fürchten, selbst zu seinem Ärger zu werden. Und über mich gesprochen wird dann auch nicht werden. Oder, wenn schon, dann versöhnlich.

Ärger los lassen können, ist die schönste Art, dem Leben mit Charme zu begegenen und es nach dem nächsten Erlebnis zu fragen.





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