Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Dazwischen

∞  14 Februar 2008, 21:51

Manchmal ist da ein Text, der wie ein Gedankenknäuel vor einem liegt. Ich spüre, dass der Verfasser sehr schnell denkt, fast so schnell schreibt und mehrere Ebenen mit einander verwebt, weil ja nichts wirklich einfach ist, was ihn beschäftigt. Und doch sind da Sätze, die mich packen, wie in diesem Text:

Er trägt den Titel
Man sagt nicht mehr: ich liebe Dich

Aber er handelt ganz allgemein vom „Dazwischen“. Nach der Liebe, vor der Trennung.

Wir kommen uns selten vor,


steht da.
Und was kein ganzer Satz zu sein scheint, ist doch so zentral und das Bruchstück Wahrheit in so manchem irdischem Strampeln.

Wir haben vielleicht ruinöse Eltern-Kind-Beziehungen und wollen doch nicht ohne sie sein. Obwohl sie verloren gehen und wir das Desaströse darin schon erleiden, wollen wir die Leere meiden, die ohne ständiges neues Pieksen ist. Wir trauen uns nicht zu, ohne zu leben. Ohne Liebe nicht – wie schön sie doch wäre – aber dann auch nicht ohne Qual, bitte, sondern immer schön dazwischen, nach dem Fall des Glücks und vor dem Schlusspfiff.

Lieber der Niederlage entgegen zögern, als ein neues Spiel beginnen…

Die Worte wirken wie Zitate, ein Zustandsbericht des eigenen Erforschens dieses einzigen unmittelbar möglichen Gefühls im täglichen Scheitern an der Verbindlichkeit der eigenen Bedürfnisse:

momente, in denen auf perfide weise das gefühl der progressivität auftritt. die ahnung des späteren zustands, die einen zieht:


Ich glaube, dass wir alle daran erkranken, dass wir uns gegen die Zeit sträuben, sie uns zum Feind machen, wir die Veränderung fürchten, bis wir sie nicht mehr sehen, erkennen zu müssen glauben, während sich alles dauernd verändert, ausser unserer Angst. Wir erfinden Strategien gegen jedes Ende, bleiben lieber „dazwischen“, ohne Kraft uns zu lösen und ohne Mut zum neuen Anfang.

Die Zeit fliesst auch ohne uns. Reisende, die sich unterwegs wissen, bauen unsichtbar verwebte Gemeinschaften auf, im Verstehen der persönlichen Wanderungen, sie staunen über die Zeit, statt sich zu ängstigen. Tag für Tag unterwegs bleibend. Wie Sonne und Mond Teil eines Dazwischen nach einem unbewussten Anfang und vor einem unbestimmten Ende. Das Dazwischen ist für so manche von uns meistens nicht wirklich viel klarer als der Blick zurück oder voraus.





Fundstück: art-by-koenig.de