Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Dass wir altern, ist sicher. Aber wie werden wir alt?

∞  1 Dezember 2013, 21:30

Mit seiner Geburt tritt der Mensch in den Verfall ein.
Lässt man diesen gewähren, stirbt man alt und faltig, lässt man sich liften, stirbt man alt und grotesk.

Roger Willemsen

Ich weiss nicht, ob man sich aufs Altern wirklich vorbereiten kann. Aber aufs Alter schon. Nur stelle ich auch fest, dass die Eigenschaft, den Lebensumständen vorausschauend begegnen zu wollen, nicht erst fürs Alter gelernt werden kann. Genau so, wie man dem äusseren Verfall gelassen gegenüber treten kann, so hülfe ein wenig gelassene aber proaktive Vorausschau oft, sich das Alter so zurecht zu legen, dass es längstmöglich tatsächlich zu geniessen ist – und in Würde erlebt werden kann. Dafür gibt es keine Garantien, und ich werde oft gewarnt, dass sich das Leben nicht planen liesse – aber oft ist es doch möglich, zu ernten, was man säte. Zumindest die Generation unserer Eltern kam so in den Genuss einer gut funktionierenden Altersvorsorge.

Und wir erleben persönlich in unserem Umfeld gerade, wie heftig es werden kann, wenn dieses Alter, obwohl längst sich ankündigend, schliesslich mit einer Heftigkeit in ein Leben einbricht, dass da mit einem Schlag wenig bleibt, viel zurück gelassen weden muss und – vor allem – der Schritt voraus, weil nicht voraus geplant, schliesslich ein improvisierter sein muss, der nie das bestmögliche für die Betroffenen enthält.

Das tut weh. Und wenn dann das, was an Pflege und Obhut kommt, besser ist, sinnvoller als alles, was zurück gelassen werden muss, dann tut es gleich nochmals weh. Manchen Menschen ist es beschieden, dass sie zum Ende ihrer Existenz wieder zu hilflosen kleinen Kindern werden – nur ohne die Neugier und Aussicht, noch ein Leben zu entdecken…



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PS: Ich weiss, dass bei solchen Erzählungen manche Leser sich wünschten, sie hätten unsere Probleme: Sie haben Angehörige, die viel zu früh gestorben sind, oder die Rentensituation ist gar nicht so toll, wie für viele andere… um so mehr sind jene zu bedauern, die alle Möglichkeiten des Schicksals angeboten bekommen, sie aber nicht optimal zu nutzen verstehen.