Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Das WWW ist volljährig. Wir auch?

∞  6 August 2011, 00:31

Heute vor 20 Jahren wurde das WWW erfunden. Heute nutzen 2 Mia Menschen täglich die Möglichkeiten des Internets. Oder das, was sie dafür halten.


Das Schweizer Fernsehen hat gestern in der Nachrichtensendung 10 vor 10 in einem kurzen, aber informativen Beitrag darauf hingewiesen: Heute vor 20 Jahren ist gewissermassen das World Wide Web erfunden worden. Nur zwanzig Jahre ist das her, dass jemand eine einfache Textnachricht in eine virtuelle Welt ohne den einen festen Absender entsandte.




Damals haben PC’s und Handys noch in etwa so ausgesehen und sich auch entsprechend angefühlt.

Und um eine Verbindung ins Internet herzustellen, war man auf solche Telefonkoppler angewiesen:


Verrückt, dass das nicht ein Jahrhundert her ist, sondern gerade mal so lange, wie ein Mensch braucht, um als erwachsen zu gelten. Immer schneller geht die Entwicklung voran, treibt der Mensch mit seiner Neugier und der ständigen Frage “könnte man nicht auch noch…” die Forschung voran, dass selbst Freaks immer schneller Grufties werden können, weil sie eh noch am Puls der Zeit stehend schon bald zu denen gehören, die gar nicht mehr die neusten Fortschritte mitbekommen. Wir können gar nicht mehr alles nutzen, längst nicht mehr, was uns die IT-Entwicklungen bieten. Am Fotoapparat, den wir besitzen, nutzen wir womöglich 10% und beim Videorecorder sind wir froh, wenn die Grundfunktionen eingestellt werden können. Und das, was wir verbesserte Kommunikation nennen dank Internet, läuft auf ein Verbraten unserer kostbarsten Zeit heraus: Wir vergeuden Zeit, haben viele Kontakte aber immer weniger Begegnungen.

Das WWW ist volljährig. Wir sollten es auch werden und uns dabei auch echt an den Dingen freuen, welche es möglich macht. Aber immer weiter hüpfen, vom einen offenen Programmfenster zum nächsten, von der einen short message zur “Schnell-SMS“…

Ich kann bald meine Handschrift nicht mehr lesen. Und doch bin ich, natürlich, der falsche für das Einstimmen einer Jammer-Arie. Wie auch. Ich nutze das Internet ja auch, befinde mich genau in dieser Mühle, versuche, die kreativen Möglichkeiten zu nutzen und dabei bei den einfachen Anwendungen zu bleiben – und ich habe Freunde. Echte Freunde. Bis nach Indien haben sich Kontakte aus realen Begegnungen gehalten, weil es – eben – das Internet gibt und weil sich eine email schneller schreiben und absetzen lässt als ein Brief. Nur: Diese Möglichkeiten – sie sind nur das Hilfsmittel, die Möglichkeit, eine Begegnung zu erleben. Wirklich. Also immer mal wieder hinter dem PC hervor kommen, das iPad weg packen und eintauchen ins Leben, an die Luft kommen und Freunde so treffen, dass man sie berühren kann und ihr Lachen hört. Oder ihr Seufzen. Das Leben ist viel zu kurz, um solche Gelegenheiten zu versäumen.

Wenn dies eine Weisheit ist, die allen Menschen zugedacht ist, dann muss es also auch nicht bedeuten, dass die knapp 50% der Weltbevölkerung, die noch nie telefoniert hat, “schlecht vernetzt” ist. Gut möglich, dass die Dorfgemeinschaft an solchen Orten noch eine Gemeinschaft ist. Tat-sächlich.

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Bilder: Printscreens aus dem Beitrag von 10vor10, Bearbeitung: Thinkabout

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