Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Das Organ, das lebende?

∞  22 August 2012, 17:36

Auf das Thema werde ich in noch eingehender zu sprechen kommen, aber dies mal vorab:

Was ist für uns medizinisch denkbar und damit machbar, nur weil wir mit unserer ganz persönlichen Endlichkeit nicht umgehen können? Was wird dabei für uns alles plötzlich “legal”, was früher undenkbar schien?

istockphoto.com/koun

Ganz egal, ob es um die Definition des Hirntods oder eines anderen Zustands geht, den man als Voraussetzung zur Organtransplantation definiert, oder ob man die Frage beleuchtet, ob als Grundannahme davon auszugehen ist, dass ein Mensch Organe spenden will oder eben nicht – deutlich wird eines: Wir verschieben die Grenzen des Annehmbaren und Vertretbaren immer schön parallel zur sich entwickelnden Technik in die Richtung einer Medizin, die schlicht das eine will: Leben weiter führen, ganz egal, wie dafür “Leben” zu definieren ist.

Mit dem Sterben beschäftigt sich niemand, im Begriff des “Unabwendbaren” ist schon seine Verdrängung angelegt: Wir kämpfen so lange wir können und akzeptieren alles, damit unser Herz weiter schlägt, ganz egal, wie man den Wert des Lebens dabei umdefiniert:

Für eine optimale Erfolgsaussicht einer Organtransplantation wird die Medizin laufend die Grundbedingungen für Vorbereitung und Entnahme der Organe verschieben. Die Optimierung meiner Chancen als Organempfänger soll also dazu führen, dass ich mir lieber keine so genauen Gedanken darüber mache, was mit dem Spender im komatösen Zustand geschieht?

Wie verzweifelt kann ich werden, dass ich niemals sterben will?