Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Das Leben als Leistungswettbewerb hat wenig Inhalte

∞  21 November 2013, 15:44

Auf Grund einer falschen Voreinstellung ist der Artikel leider gestern im Entwurfs-Modus stecken geblieben und nicht publiziert worden, sorry.

In meinem persönlichen Verständnis, was meinen Glauben ausmacht, komme ich immer auf die gleiche Grundaussage: Von Anfang bis Schluss geht es im Grunde nur um eines: Um Liebe. Und entsprechend traurig bin ich über die fehlende spirituelle Inspiration in unserer Gesellschaft.

Die Religion, als autoritäre, die Beziehung des Menschen zu Gott und dessen Liebe vermittelnde Institution, ist schwer beschädigt. Das wäre an sich nicht so schlimm, wenn der Mensch zwischen der Scheinheiligkeit des Überbringers der guten Botschaften und der Hellsichtigkeit der Inhalte unterscheiden wollte und sich letzteres nicht nehmen liesse. Aber es geht uns mit den religiösen Inhalten wie mit den politischen Idealen:

Sie sind uns abhanden gekommen, und wir wehren uns erschreckend wenig gegen die kübelweise in uns geschütteten seichten Ersatzinhalte, mit denen das Vakuum gefüllt wird. Im Grunde genommen fehlen uns Inhalte mittlerweile komplett. Es gibt keine Richtung, die erkennbar, wäre, in die ich uns gehen sehe. Was ich wahrnehme, ist Orientierungslosigkeit und Beliebigkeit, welche die Sinnfragen auf eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung reduziert, und auf Statussymbole, die den eigenen Leistungslevel präsentieren.

Christliche Liebe aber wäre so viel mehr. Es gibt wohl keine andere spirituelle Kraft, welche die gütige Liebe so sehr ins Zentrum ihrer Lehre stellt, und es ist ganz augenscheinlich, dass wir uns, von diesen Inhalten distanziert, aus schierer Vernunft allein nicht entsprechend zu verhalten verstehen: Wir leben im Überfluss und hören gleichzeitig, dass die beschränkten finanziellen Ressourcen Leistungsverknappungen erfordern für jene, die nicht so viel leisten. Wir leben in einer harten Welt, und der Gedanke, dass Nächstenhilfe Gemeinschaftshilfe ist, und damit Hilfe an sich und für sich selbst, scheint zur naiven Utopie zu werden. Wir können die Veränderungen an unserer Gesellschaft nicht nur dann erkennen, wenn wir auf die Strasse blicken und unter die Leute gehen: Wir können es auch sehen, wenn wir uns bewusst machen, was wir heute bereit sind, widerspruchslos hinzunehmen, wogegen wir früher protestiert haben.

Der Krebsgang der Spiritualität bedeutet eine Verarmung der Seele. Und mit unseren Seelen formen wir die Gemeinschaft und sind verantwortlich für die Welt, von der wir essen, trinken und durch die wir atmen. Allein kommen wir dabei nirgends hin. Genügend auf die Starken fokussiert können wir auch nicht ewig agieren, so als persönliche Strategie, denn die Starken von heute sind die Schwachen von morgen. Das geht allen Lebenden so.