Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Das Dazwischen

∞  25 Juli 2013, 21:40

Auf unsere Geburt haben wir keinen Einfluss. Unseren Tod beeinflussen wir allenfalls nach der Meinung unserer Ärzte oder Ernährungsberater. Ansonsten ist der Tod das Ende der Selbstbestimmung, die wir uns zuvor – je nach eigenem Glauben – ausbedungen haben.

Die Frage ist also gestellt: Wozu ist diese Wegstrecke dazwischen wirklich gedacht? Wie sorgen wir dafür, dass wir zu uns finden – oder bei uns bleiben? Worin liegt dieses Geheimnis, dass wir vom Kleinkind zum erwachsenen Menschen unserem Kern so sehr abhanden kommen? Heisst es doch, das Neugeborene wäre frei von aller Schuld und ohne Fehler… Können wir, dem Zwang zur Selbstbehauptung folgend, nicht anders, als laufend von dieser inneren Seelenmitte einzubüssen?

Es bleibt interessant, dass unser Leben gar nicht sorglos genug verlaufen kann, ja, dass gerade fehlende Existenzängste erst recht dazu führen, dass wir die Frage nach dem Sinn des Lebens immer wieder stellen. Zyniker werden nicht müde werden, gerade darin die sinnloseste Frage überhaupt auszumachen, aber wird das so bleiben? Und wenn ja, warum schwebt da doch ein Stück Bitterkeit mit? Woher kommt unsere Aggression oder unsere Mutlosigkeit angesichts eines nicht erfüllten Lebens? Und worin liegt die Unzufriedenheit wirklich begründet? Ist auch sie nur anerzogen, weil wir eingeimpft bekommen, wie unser Leben zu sein hat? Wir denken uns was, wenn wir unsere Position in der Gesellschaft prüfen, Aufgaben und Ansprüche annehmen und zu den eigenen machen – oder wie negieren. Aber dies alles ist mehr Ablenkung, ist Scheinidentität, das Pseudonym für das Erdenwesen an und in uns. Doch was wollte eigentlich der Kern in uns, als wir Kleinkind waren, und wie hat er sich entwickelt? Wie geht es mit uns weiter? Wirklich mit uns. Unabhängig von irgend einem Anspruch von aussen? Wo ist der Blick, der nichts ersehnt, der Bauch ohne Hunger und der Gedanke ohne Ruhelosigkeit?