Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Das Beispiel, das Leid nicht elend bleiben lässt

∞  11 September 2010, 00:46

Wenn eine Krankheit plagt, Schmerzen quälen, Zukunftsaspekte plötzlich unsicher sind, wenn nichts mehr selbstverständlich ist und doch eine positive Einstellung zur Realität gefunden werden muss, mag manchmal das Gefühl der Einsamkeit enorm belastend sein. Es kann still und leise aufsteigen und sich als ein Inneres Alleinsein verschattend auf die eigene Seele legen – auch inmitten lieber Menschen.

Lesern, die diese Situation nur allzu gut kennen, welche selbst solche Situationen aushalten müssen, möchte ich sagen:
Sie glauben gar nicht, welche Kräfte Sie mit Ihrem Beispiel geben können. Dazu braucht es gar keine scheinbare Souveränität. Niemand muss von Ihrem Kummer verschont werden. Aber indem Sie hadern, fragen, suchen und gleichzeitig ernsthaft tiefer graben, im Wissen darum, dass nur eine positive Einstellung Sie wieder mit da hinaus führen kann, indem Sie also alles dies nicht von sich schieben sondern daran wachsen wollen, sind Sie ein Beispiel, eine Quellen neuen Mutes auch für andere. Möglich, dass Sie nichts davon erfahren. Aber wir alle haben Angst vor Krankheit. Wenn also ein kranker Mensch mithilft, das Tabu einzureissen, das wir jeder Form von innerem wie äusserem Elend anhängen, indem er nichts beschönigt, aber auch das Grau bekämpft, so ist es, als würde er unsere eigenen Distanzen zu jeder Form von Angst verkürzen – wobei diese Angst, je eher sie uns fassbar wird, um so kleiner wird…

Mir wurde heute aufgezeigt, dass jemand seinem Schicksal danken kann, nur weil es ihn in die Hand von Ärzten führte, zu denen er Vertrauen haben kann. Diese positiv erlebte Fügung steht im Zentrum, nicht die scheinbar fehlende Obhut, die ihn krank werden liess.
Ich staune über diese tiefe, völlig bescheiden vorgetragene Demut, die wohl deshalb so leise daher kommt, weil der eigene Mut nicht den lauten Ton, aber die tiefe Resonanz im Klangkörper der Seele braucht. Mensch, du hast mir heute unheimlich gut getan. Heute? Du tust es immer. Es ist ein Erlebnis, die eigene Ein-Stellung zum bedrohten Leben zu ergründen, wenn man sich von deinem vorgelebten Beispiel beschämen lässt.