Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Daheim, ganz langsam

∞  30 November 2007, 14:33

Knapp vor neun Uhr heute Morgen haben wir unsere Wohnungstür geöffnet: Wir sind glücklich, im Sinn des heimkehrenden Reisenden, der weiss, wo er mit seiner Erschöpfung hin darf, daheim angekommen.
Natürlich sind wir sehr müde. Acht Stunden Zeitunterschied und die fast eintägige Reise mit etwa 18 Flugstunden sind am Schluss von knapp 7000 Kilometern in sechs Wochen auf nicht immer geteerten Strassen kein Pappenstiel, wenn Du mal 45 bist. Wenn ich erst 44 wäre, ja dann…
Wir haben eine ganze Menge zu verarbeiten – und dazu können auch wahrhaft schöne Dinge gehören. Noch nie aber habe ich mir so viele Gedanken über die ambivalenten Bilanzen gemacht, die jede Reise liefert. Eine Reise wie diese, die so viele extreme Erfahrungen bot, ist ein hervorragender Lehrer des Glücks: Es ist am besten in kleinen Stücken zu geniessen, in zu grossen Dimensionen gar nicht zu erfassen – und vielleicht gerade deshalb immer wieder erreichbar. Einfach niemals die Demut vergessen. Glücklich die Zeiten, als es Menschen gab, die nur deshalb zum Sänger oder zum Dichter wurden, weil sie ihr Glück nicht auszudrücken vermochten. Nie genug. Wie auch den Schmerz.
Darin baden oder nach ihm Suchen, dem Glück, der Zufriedenheit, der Harmonie, kann man überall. Wolken zeichnen an fast jedem Himmel eigene Bilder in das Blau. Und Winde sind nie so fern, dass sie eine Gewitterstimmung nicht aufreissen könnten.
Meinen momentan profundesten Schmerz betäube ich fortlaufend nicht nur ein wenig… Meine Antibiotika-Kur für meine Halsentzündung geht bald in den vierten Tag, der Flug ist überstanden, aber die Ohren sind mir etwa so heiss, als hätte mir die letzte Campsite-Verwalterin mit dem Charme einer ausgemergelten Zitrone im toten Gesicht mal ganz herzhaft mit der flachen Hand drüber geschmirgelt. Also wandle ich als Medi-Schmerzmittelsäule, verdünnt mit H2O und sehr viel Wasser ziemlich stoned durch die Gegend und bin froh, wenn ich mich nicht zu Wort melden muss. Es kann nämlich furchtbar anstrengend sein, reden zu müssen. Selbst wenn man das mir so unbedingt zuzuschreibende Sendungsbewusstsein hat, wie ich. Also werde ich mich hier bald wieder melden. Vielleicht auch mit einem ersten Bildchen, um ein bisschen anzufixen…
Vielleicht aber folgt erst The Big Sleep – oder die zweite und dritte und vierte Waschtrommel etc.
Wird schon werden. Normal eben. Normalisiert. Und damit mit Eckpunkten, zwischen die man sich hängen kann.
Wie hierher, zwischen Euch, die Ihr uns immer so nett begleitet.