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Convenience meint nur Geschmack auf die Schnelle, nicht Gehalt

∞  14 Februar 2013, 18:07

Lebensmittelskandale verstören schon nur deshalb, weil sie überhaupt passieren können. Der eigentliche Skandal aber ist unser Umgang damit.

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Wie gross aufgemacht sind doch jeweils die Vertrauen erweckenden Berichte und internen Weisungen über Social Compliance, über alle möglichen Vereinbarungen des Detailhandels mit Lieferanten, über Standards aller erdenklichen Formen von Nachhaltigkeit, die einzuhalten seien, über die Rückverfolgbarkeit von industriell verarbeiteten Bestandteilen bis zur Erstverarbeitung von Rohstoffen. Und dann das:

Es wäre sehr schwierig, heisst es, bei Convenience-Food zu eruieren, an welchem Punkt der Entstehungskette des Produkts geschlampt oder bewusst betrogen worden sei. Wir nehmen dann teil an der Odyssee einer Lasagne durch halb Europa, reisen mit ihr nach Rumänien, vielleicht nach Süden und dann wieder zurück, während man in Frankreich ausrechnet, was das kostet und was man daran verdienen kann… Und das ist auch hier ganz offensichtlich nie genug:

Essen müssen wir jeden Tag. Ein Traum für jeden Marketingfreak, der sich vorstellt, wie er diese hungrigen Mäuler Tag für Tag stopfen und seine Margen optimieren kann… Convenience-Food ist dabei jener Teil unserer Nahrungsmittel, der eh schon fünf bis zehnmal mehr kostet, als wenn wir uns die Mühe machen würden, uns das Futter selbst zuzubereiten…

Es ist also kaum möglich, die Schlawiner ausfindig zu machen? Na, es geht ja auch nur um unsere Ernährung, und Convenience bedeutet ja nicht etwa Magenverträglichkeit, sondern nur Verzehr ohne Aufwand. Und darauf stehen wir.

Jetzt heulen wir auf, aber wie lange geht es, bis wir das nächste Mal meinen, es lohne sich nicht, die Küche in Betrieb zu nehmen? Futtern muss schnell gehen, Geschmacksverstärker sind willkommen.

Eigentlich möchte man aufschreien, aber im Grunde ist es folgerichtig, es passt zu unserer Degeneration: Die Strafen für Verursacher von Lebensmittelskandalen sind lächerlich gering, die Chancen auf riesige Gewinne dafür enorm gross.

Wir kriegen, was wir verdienen.