Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Blogs haben was Hippes, sind aber kein Hype

∞  14 Dezember 2008, 19:10

Ich kam heute wieder einmal in die Situation, dass ich einem Menschen erklären musste, nein durfte, was ich denn so mache mit meinem Schreiben. Ich tat es ohne jeden Versuch, dem Bloggen an sich irgendeinen Wert oder eine Stellung beizumessen. Es spielte und spielt in der Tat keine Rolle, ob Blogs eine objektive Relevanz haben. Was im Grunde zählt, ist, dass es kinderleicht ist, einen Blog zu eröffnen, dass es eine sehr funktionelle Gelegenheit ist, ein strukturiertes Tagebuch zu führen oder eine Webseite zu einem Thema aufzubauen. Ein Blog ermuntert zum Schreiben und fördert die Kommunikation. Und das ist wunderbar.

Wenn wir lesen (müssen), Blogs wären out, dann sind wir als Blogger genau so Spielball von Beobachtern wie vor zwei Jahren, als ich voller Verwunderung vernahm, dass ich einer scheinbar revolutionären Spezies angehören würde, die daran ist, die Welt zu verändern. Dabei hatte sich damals nichts verändert, was nicht auch heute weiter gültig bliebe: Ich will einfach schreiben. Und freue mich, dass das für mich ganz persönlich eine Wirkung hat. Manchmal teile ich dies mit Menschen, manchmal ist es einfach so für mich von Bedeutung. Immer aber ist es die Lust an der Auseinandersetzung mit Sprache und das Üben des Ausdrucks, das Finden einer Expression für eine Impression. Der Umstand, dass ein Blogeintrag eine Momentaufnahme ist, sich Inhalte wandeln und Auswahl und Schwerpunkte wechseln können, bedeutet, dass es sich hier immer um eine sehr subjektive Schreibe handelt. Im Grunde kann hier dauerhaft gar niemand mitlesen, der mich nicht auch persönlich kennt, denn die subjektive Themenwahl mag noch so breit sein – sie kann gar nicht deckungsgleich mit jener irgendeines Lesers sein. Und so viel produziere ich auch nicht, dass jeden Tag was Interessantes in einer Auswahl zu entdecken wäre.

Wenn mich also jemand fragt, welche Bedeutung das Phänomen Blogs hat, so sage ich: Für den Blogger selbst eine vielleicht ganz essentielle, aber in jedem Fall ist diese Bedeutung eine persönliche. Für die Allgemeinheit sind die Möglichkeiten von Blogs wichtig, weil ein solches Informationsgefäss sehr schnell an den Start gehen und sich jedes Blog zu einem bestimmten Thema sehr schnell Beachtung erschreiben kann, überraschend oder gezielt spielt dabei keine Rolle. Dass Millionen von Blogs praktisch ungelesen bleiben, ist kein Gegenbeweis. Denn niemand garantiert, dass das so bleibt. Oder dass das nächste neue Blog nicht genau den Gegenbeweis liefert.

Zudem mag es Journalisten und Print-Leser erstaunen, aber es bleibt eine besondere Qualität von manchem Blog: Den meisten Bloggern ist es einigermassen egal, wie viele Leser sie haben. Hauptsache, es darf geschrieben werden. Wir alle machen mit uns selbst aus, was unser Blog für uns bedeutet. Und wenn wir uns das bewusst sind, bleibt es unser Ding und kann damit lieb und teuer werden. Einem Blogger und einer Reihe von Lesern auch. Ist doch einfach klasse!



[Bildquelle: David Risley via Wittes Welt ]


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