Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Blogmagazin als Blogger-Motivation?

∞  24 Juni 2008, 16:35

Wieder einmal wird unter Bloggern die Frage nach der Wünschbarkeit oder gar der Notwendigkeit von Blog-Portalen diskutiert.


Vordergründiger Anlass ist die Tatsache, dass das Portal slug.ch zum Verkauf steht und ganz offensichtlich auch schon einen Abnehmer gefunden hat, ohne dass man schon wüsste, wer dies ist und was daraus werden mag. (Oder hinke ich hier der Aktualität wie die alte Fasnacht hinterher?).

Ganz unabhängig davon ist offensichtlich:

Blogger verstehen sich mit ihren Blogs als freie und unabhängige Kommunikatoren des Web 2.0. Ganz egal, was sie zum Thema ihres Schreibens machen: Immer scheint durch, dass gerade die Freiheit zur Spontanität wichtig ist. Blogs ist daher auch ein hohes Mass von Subjektivität eigen, und zwar unabhängig davon, ob sie über iPhones oder über die Börse schreiben – oder am liebsten nach Lust und Laune über Beides.

Die wenigsten Blogs halten als Themenblogs durch oder gewinnen tatsächlich dadurch das entscheidende Profil (Wie viele i-Blogs über iPhones, iMacs, iPods gibt es wohl?). Also droht allen irgendwie Beliebigkeit und der taube Niedergang im Datenmeer…

Raus aus dieser Ecke des Vergessens kommen Blogs aber wohl tatsächlich nur, wenn sie in einem News-Portal für Blogs gepflegt und unterstützt werden – und dort neue Leser finden, die sich allenfalls auch mal bei Blogs umsehen wollen, aber nicht hauptsächlich.

Dazu gehörte dann allerdings eine redaktionelle Arbeit, die jenseits technischer Aggregation Artikel bewusst aufnimmt, aufgreift, “abdruckt”, kommentiert, verlinkt, und zwar nach Kategorien und Themen sortiert und zugeordnet.

Und ein solches Portal müsste sich über den Neid und die Missgunst aller Bloghammels erheben und gleichzeitig bescheiden bleiben, es müsste sich einfach mal in einer auch noch stillen Ecke andenken, öffentlich im Netz selbst erfinden, von einem Blog zum Portal begleitet, in dem alle möglichen Ideen und Entwicklungen und Probleme und Fragen diskutiert werden.

Man müsste sich Zeit dafür lassen – und gleichzeitig jedermann interessieren, der sich wirklich aus Blogs etwas macht. Einfach, weil die Idee an sich richtig ist. Und die Idee muss zu Beginn von reinem Idealismus getragen werden, ohne kommerzielle Absichten – aber mit dem Mut, sich unbeliebt zu machen – indem redaktionell entschieden wird: Den Artikel drucken wir nicht.
Und dann, ganz wichtig: WEIL. Und dieses Weil wird erklärt, per mail dem Verfasser / bzw. dem, der einen Beitrag vorgesehen, empfohlen hat.

Ja, Sie lesen alle richtig: Da ist nichts mit automatischen Feeds / mechanischer Aggregation (solche Tools können und sollen höchstens eine Hilfe für die Evaluation sein). Ich schreibe von bewussten Entscheiden, pro und contra. Das heisst: Es “erhebt sich” (formal) jemand über den Text. Lehnt ab oder nimmt an.

Das einzige, was von der Redaktion verlangt werden kann, ist, dass sie sich erklärt, nicht müde wird, ihre Ziele zu erklären, Kritik ernst nimmt, annimmt, bedenkt, und weiss, dass sie diese braucht, um das Projekt in die richtige Richtung zu bringen. Aber es müssen ein paar ganz Wenige den Mut haben, voran zu gehen und zu entscheiden. Erleichtert würde das durch den Fakt, dass jeweils nur pro oder contra eines einzelnen Artikels entschieden wird, niemals über ein Blog per se.

Dass ich hier ein paar konkrete Gedanken formuliere, zeigt nur, dass ich mich schon länger damit beschäftige. Konkret allerdings kümmere ich mich selbst um ein Projekt, bei dem nicht das News-Magazin im Vordergrund steht, sondern die Leseecke, in die man sich gerne mit Textperlen zurück zieht (oder so ähnlich, ich muss ja nicht schon alles verraten).

Vielleicht aber können wir mit unserem Projekt, von dem ich hoffe, dass es in ein paar ??? (ich bin extra defensiv, denn Druck lassen wir uns in keiner Weise auferlegen, gerade auch nicht von uns selbst) in einer Startfassung bereit steht, ein paar Anregungen liefern.

Ich empfinde auf jeden Fall alle diese Wünsche und Anregungen, die bei Leumund so schön zum Ausdruck kommen, als ermutigend – und als Zeichen, dass auf der Basis des gemeinsamen Anliegens etwas entstehen kann, vielleicht ganz natürlich, weil naheliegend.


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[Bildquelle: reasononline ]


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