Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Bloggen - alte Zeiten, neue Realitäten

∞  30 November 2013, 21:16

Sie liegen scheinen ewig zurück zu liegen: Die Zeiten, als aktive Blogger sich neben den täglichen neuen Inhalten mit nichts so sehr beschäftigten wie mit der Verbreitung und Gewichtung der Szene. Es wurden intensive Diskussionen geführt – und man erlebte Solidarität, wenn man irgendwo unter die Räder zu geraten drohte. Es gab so was wie eine Art Ethos des Bloggens – und wen man darin ernst nehmen wollte und konnte, blieb einem selbst überlassen, und doch gab es so was wie eine “community in motivation”. Was nie gelang, war eine Art Zusammenschluss, in der Blogger mehr wurden als grosse Invididualisten – oder eben auch weniger.

Zuletzt ist jede Teilnahme an einer virtuell sich bildenden Gemeinschaft meistens für zu Viele davon geprägt, dass die Attraktivität eben auch im jederzeit möglcihen Ausstieg liegt: Man kommt dazu durch die Laune des Zufalls oder durch ein im Moment für einen selbst bestimmendes Thema, einen Fragekomplex, und man schwimmt davon, wenn diese Anziehung nicht mehr besteht. Viele von uns schreiben bis heute, schreiben für sich weiter, wie ich es immer auch getan habe, aber ich glaube, dass Facebook und die Aufmerksamkeit, die Social Media beanspruchte, viel Energie abgesaugt hat. Wir sind alle noch schneller geworden, unsere Texte sind dem Äther näher als früher, sie steigen auf und verpuffen. Das Internet ist heute viel mehr facebooken als bloggen, ist Community, ist Zerstreuung, Ablenkung, kurze Sensation, die nicht weh tut und dem Nachdenken nicht wirklich Zeit lässt. Und genau so, wie es immer schwieriger ist, Blogs zu finden, die über lange Zeit hartnäckig einem Stil und einer gewissen Tiefe in den Texten verpflichtet bleiben, genau so schnell werden die Contents führender Online-Medien immer flacher und seichter. Das laufende Bild wird genau so immer wichtiger, wie das Fernsehen seinerzeit den Zeitungen Aufmerksamkeitsanteile stahl.

Ich mag mich nicht beklagen. Auch meine eigenen Energie reicht oft genug nicht aus, all die Kontakte wirklich zu pflegen, die sich längst ergeben haben. Auch ich schreibe viel zu oft nur noch an “Wände”, “Schwarze Bretter”, Chroniken, oder mache “schnell mal eine PN oder ein WhatsApp”. Alles ganz wunderbar tolle Mittel der kurzen Verständigung. Aber warum ersetzen wir damit so oft den tiefer gehenden Dialog?

Es wäre wirklich toll, würde unter der Führung und Strukturierung durch Medienprofis mit professionellem Knowhow UND Faszination für Webpublishing etwas Neues entstehen, bei dem der Weg vom Leser zum Mitmacher viel kürzer wäre – aber nicht so kurz, dass man beliebig unverbindlich mal was dafür tippt. Träumen kann man ja…