Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Block liegt in der Zeit

∞  23 November 2008, 19:47

Block sass im Auto, auch wenn er den Sitz, in dem er versank, plötzlich nicht mehr fühlte. Er hörte kein anderes Geräusch mehr als das Schaben des Fensterwischers auf der Scheibe. Er sah vor sich die Menschen über die Strasse gehen und auf den Trottoirs sich an ihm vorbei schieben. Er war genau jetzt in einem jener seltenen Momente gefangen, in denen er das Gefühl hatte, nicht dazu zu gehören. Zu nichts. Er fühlte sich verloren und hilflos, während in seinem Kopf nur ein Gedanke Platz hatte:

Was sind wir?

Die Menschen da draussen, der Mann in seinem schweren Mantel und dem schwarzen Hut – es hätte genau so gut ein Kleiderständer auf Rollen sein können, der vom Wind über die Strasse geschoben wurde.

Sein Blick streifte umher und suchte hektisch ein Gesicht, das wenigstens für einen Moment zu ihm hinsah, doch kein Kopf hob sich, nichts blieb stehen, nur seine eigene innere Uhr war ins Stocken geraten. Block wusste nicht einmal, was ihn mehr in Panik versetzte: Sein eigenes Entgleisen aus der Maschinerie der sich vorwärts schiebenden Zeit, oder die lähmende Gewissheit, dass keine Gestalt da draussen eine Antwort wüsste, sich aber die meisten fragen würden, ob er den Verstand verloren habe?

Block wurde vom Hupen hinter ihm aufgeschreckt. Die Ampel war auf grün gesprungen. Er schaute auf die Uhr am Armaturenbrett. Die Punkte zwischen den Ziffern blinkten im üblichen Sekundentanz. Die Zeit war nicht stehen geblieben. Sein Termin war um zehn. Ein Herr Block würde pünktlich am vereinbarten Treffpunkt sein und sich mit seinem Namen vorstellen. Er drückte etwas zu fest aufs Gas und das Auto schob sich brüsk in den Verkehr.

°

Anmerkung:
Der Eintrag wird in ein paar Tagen in die Sektion ERZÄHLT verschoben.