Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Berlin: Eine Schere, die zerschnitten hat?

∞  26 September 2013, 19:46

Berlin – Wenn man nur einmal alle Jahre wieder in eine Stadt kommt, fallen einem Veränderungen vielleicht mehr auf, vielleicht ist es aber auch der Hochmut des Gastes, der alles besser und deutlicher zu sehen glaubt, vielleicht ist es auch nur das Spiel des Zufalls in Wahrnehmungen als Kurzaufenthalter. Ich sag’ es dann trotzdem mal:

Es geht Deutschland gut. Das Land ist der wirtschaftliche Antriebsmozor der ganzen EU und für Viele auch die Milchkuh. Das ist zu gute Teilen politischer Stellungskrieg. Was sich aber wirklich verschoben zu haben scheint, ist die Wertung dessen, was “gut gehen” denn meint? Als Gesellschaft gesehen. 

Mir scheint, dass es heute sehr viel akzeptierter ist, dass es Menschen gibt, die es “nicht geschafft haben”, oder, noch schlimmer, “die es nicht schaffen werden”. Hartz IV, die Billigjobs ganz allgemein, die Leiharbeit: Härtere Arbeitsbedingungen zu billigeren Löhnen erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit und generieren damit neue und grössere Verdienstmöglichkeiten – die Schere wird breiter, bzw. Sie schneidet ein Band durch. Es gibt eine Zweiklassengesellschaft:

Ich habe in Berlin noch nie so viele Menschengesehen, die in Abfallkörben wühlen, die betteln oder denen man in der U-Bahn das magere und ungesunde Essen ansieht. Und vor allem sehe ich mehr alte solche Menschen.