Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Berlin

∞  18 September 2007, 11:46

Es gibt nicht wirklich eine Erklärung dafür, warum einem eine Stadt gefällt. Nein, es gibt viel mehr unzählige. Subjektive.
An Berlin habe ich mein Herz verloren. Dabei ist an jeder Ecke was nicht so ganz in Ordnung. Aber es atmet für mich. Und es gibt eine Vielfalt der Stile, die etwas unglaublich Befreiendes hat: Da passe ich dann auch noch rein – ganz egal, wie ich gestrickt sein mag.

Dieses Mal sind die Eindrücke eigentlich ganz normaler Art. Den freien Tag habe ich zu einem Zoo-Besuch genutzt. Aber der Berliner Zoo ist wirklich besonders schön, wie ich finde, auch mit einem Knut, der, dem Erwachsenenleben näher rückend, die Last des Reifens zu spüren beginnen scheint…

Die Pelikane, die grossen Anlagen für Robben, Flusspferde etc., die Artenvielfalt auch, die integrierten Gebäude. Berlin atmet auch im Zoo Geschichte. Es gibt überall und immer ein Damals, ein Zuvor, das zum Jetzt geworden ist und danach fragen lässt: Und wie siehst Du morgen aus?

Und das Hotel! Unscheinbar in einer Seitenstrasse, eine flache Front. Zum Eintreten lässt man Sie mal erst runter steigen…
Aber im Innern öffnet sich ein verwinkeltes Durcheinander von Gängen und Räumen mit alten Möbeln, dunklem Holz – und einem Innenhof mit Palmen (!) und einer riesigen blinden Wand zum Nachbars-Grundstück – die von einem Effeuregen bedeckt ist – und zwar vollständig – mit Ausnahme eines kleinen blauen Vogelhäuschens…

Wenn nur die unsäglichen Bilder nicht wären. Alte “Helgen” grosser Meister – als Repros, natürlich, in goldenen Rahmen voller Ornamente. Die unvermeidliche Mona Lisa gibt es gleich zwei Mal. Und einmal davon ausgerechnet in meinem Zimmer. Dabei schielt sie noch nicht einmal…
Ich fühle mich beobachtet.
Aber auch behütet – was für ein Glücksgriff. Es lässt sich gut frühstücken hier. Weil einen wenig von dannen zerrt in Gedanken, während der Kaffee noch in der Tasse dampft. Und dies, obwohl es Berlin ist, das vor der Tür wartet. Aber Berlin ist eben auch hier drin.

Jetzt sitze ich in Gedanken doch tatsächlich noch immer beim Frühstück im Hotel…