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BER: Ein wirklicher Krisenmanager ist tatsächlich unbezahlbar

∞  5 März 2013, 13:18

Die Pointe kommt genau rechtzeitig, um die Abzocker-Diskussion um einen Aspekt zu erweitern: Der Berliner Hauptstadtflughafen ist ein einziges riesiges Fiasko. Mit Milliardendefiziten, bevor auch nur abzusehen ist, dass jemals ein Flugzeug starten oder landen wird. Politische Konsequenzen sind daraus nicht erwachsen, der Geschäftsführer der Bauherren-Betreibergesellschaft aber musste gehen. Nun bemühen sich neue Gesandte, Aufsichtsräte und politische Krisenmanager um eine Lösung – und suchen den Supermann, der den Karren aus dem Dreck ziehen kann.

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Sie glaubten, ihn in der Person des ehemaligen Chefs des Frankfurter Flughafens, Wilhelm Bender, gefunden zu haben. Dann wurde bekannt, dass Bender nur als Berater fungieren würde – und dann, dass das Beraterhonorar für ihn 4000 Euro pro Tag beträgt.

Da war das abzusehen, was heute folgte: Wilhelm Bender steht auch als Berater nicht zur Verfügung. Er hat die Nase voll, bevor er angefangen hat. Und dem Aufsichtsrat dürfte er zu teuer gewesen sein: Da fürchtete man die Kommentare der Öffentlichkeit.

Also, wenn Sie mich fragen, bereiten hier Ahnungs- und Hilflose ein Deckmäntelchen von Kostenbewusstsein über eine Gallenblase, die darunter so sehr anschwillt, dass, wird der richtige Doktor nicht gefunden, die ganze Sauerei endgültig platzt.

Flughäfen werden nicht gerade an jeder Ecke gebaut, und so beschissen schon gar nicht. Also ist auch anzunehmen, dass es nicht ganz so einfach ist, jene Fachkräfte zu finden, die hier noch helfen können. Dass die dann nicht ganz billig sind, dass die ordnende Hand aber ein Vielfaches von dem einbringen könnte, was sie kostet, und dass wohl Tag für Tag mehr als 300 Tagesansätze des Beraters weiter verlocht werden, weil diese Kompetenz fehlt – das lässt sich nicht beweisen, klar, aber versuchen hätte man es ja wohl können, statt sich mit dem Kostenstellenbewusstsein eines Durchschnittsbuchhalters eine saubere Weste stricken zu wollen:

Hier geht es um akutes Krisenmanagement und eine Aufgabe, die, wenn sie tatsächlich erfüllt wird, mit Geld gar nicht zu bezahlen ist. Die Chance, zu scheitern, ist gegenüber der möglichen weiteren Reputation so riesig gross, dass, wer sich darauf einlässt, entweder viel Charakter oder Selbstüberschätzung mitbringen muss. Zu welchem Honorar auch immer – der Ausgang bleibt offen – aber ohne die richtige Kompetenz an der Spitze schliesst man am besten die Baustelle. Denn da wird das Bender-Jahressalär täglich verlocht. Und der Steuerzahler schaut endgültig in die Röhre. Ganz zu schweigen von den vielen kleineren Bauunternehmen, die an Aufträgen für das BER schon zugrunde gegangen sind, weil die Bedingungen vom Auftraggeber nicht eingehalten wurden.