Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Bella Zürich

∞  5 Oktober 2012, 20:54

Zürich – “meine” Stadt. Sie ist einfach schön. Das, sagte mir jemand, würden ja alle Zürcher behaupten.

istockphoto.com/koun

Also, ich finde, das ist ein gutes Zeichen. Und an einem solchen Tag wie heute hat Zürich so viele Argumente für diese Feststellung zu bieten wie ein Sack Saatgut Körner hat. Nur schon die Gegend hinter dem Hauptbahnhof, der Letten, der ehemalige Needlepark und die Promenadenwege entlang der Limmat. Was für ein Baumbestand, welche Beruhigung im ruhig dahin fliessenden Wasser zu finden ist, eine Badeanstalt vor dem Wehr, Graffitti-Künstler hoch offiziell am Werk, Kaffeebestuhlung am Wasser und über der Badi, Liegewiesen, Beach-Volleyball-Felder, strahlender Sonnenschein, blosse Oberkörber beim Sonnenbaden – das Hotel Marriott, der Büroturm der Migros – die Stadt reckt den Kopf, aber bescheiden, sie braucht nicht zu protzen. Die abgewrackten Gegenden erfinden sich neu, die Stadt wird immer jünger. Obwohl sie immer teurer wird – aber hier geht es nicht um Stadtpolitik, hier geht es um die Freude an diesem Ort, der an so vielen Ecken einfach beschaulich friedlich und doch so lebendig ist. Und der, als Bankenplatz, manchmal so menschlich sein kann. Etwa im Advent, wenn Pfarrer Sieber in eben diesem Marriott über fünfhundert Obdachlose und Randständige zum Weihnachtsbankett empfängt.

Zürich ist ein Ort, wo ich regelmässig Ruhe finde – mitten in dem, was für Schweizer an Trubel eben gerade noch angenehm ist, weil sich Gechäftigkeit im Fluss spiegelt und beides sich nur so schnell bewegt, dass noch ein Spiegelbild zu erkennen ist. Da will man gar nicht hetzen. Sondern sich hinsetzen und dem Fluss zuschauen beim Davongleiten und Heranfliessen.