Mein Schreiben. Täglich.

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Basel und Bayern: Rudel oder Haufen

∞  23 Februar 2012, 13:23

Fussball – ach, es ist nur Sport, und ich verstehe ja gut (oder bemühe mich darum), dass das niemanden wirklich interessieren muss. Und doch:

Es ist ein so wunderbarer Ort, um funktionsfähige Rudel und orientierungslose Haufen miteinander vergleichen zu können.

Das Spiel FC Basel gegen Bayern München am Mittwoch im Championsleague-Achtelfinal-Hinspiel war ein Paradebeispiel dafür:

Da der FC Basel:

Eine verschworen Gemeinschaft mit Spielern, welche alle ihre Möglichkeiten abrufen können, weil sie im Team auch getragen werden und jeder weiss, was der andere kann und leistet. Spieler, welche in der Tat auch individuelle Qualität haben, sich aber nicht überschätzen und in der Feinabstimmung mit den Nebenmännern richtig gut werden. Menschen mit intaktem Selbstbewusstsein und angenommenen Stellungen in der internen Hackordnung, vereint auch im Spass, gemeinsam in einem Traumjob tätig sein zu dürfen und Erfolg haben zu können.

Dort der FC Bayern:

Eine Ansammlung von Superfussballern mit ausserordentlichen und entsprechend bezahlten Möglichkeiten, im Team immer wieder in Frage gestellt und in Konkurrenzkämpfe verheddert, sich fragend, was der andere mehr oder weniger leistet als man selbst. Spieler, welche für sich alle meist mehr Qualität haben als der Gegenspieler, zwar wissend, dass das in einem Mannschaftssport nicht reicht, aber unfähig, sich hinter Führungsspielern zu echter Gemeinschaftsarbeit zusammen zu raufen. Menschen mit deshalb trotzig demonstriertem Selbstbewusstsein, wenn überhaupt, aber ohne Vertrauen in die Wirkung der Gruppe, die von einigen reklamierte Hackordnung im Stillen oder offen hinterfragend, ohne echten Spass am Spiel, nur den Traum vom Sieg teilend, aber nicht den Effort und die Leidenschaft fürs Spiel.

An Ribéry und Robben krankt der ganze FC Bayern: Da die Stars, welche einen Status angetragen bekommen und ihn auch beanspruchen, der ihnen Verantwortung zuschiebt und die Loyalität der Gruppe schmälert, weil das Gehabe nicht unbedingt zur Leistung passt: Wer sich zum Grössten macht, wird daran gemessen. Wenn man, auch nur als Hobbyfussballer, beobachtet, wie oft Dispute auf dem Feld ausgetragen werden und wie sehr sich zum Beispiel ein Müller und Robben aneinander echauffieren, der muss sich nicht wundern, wenn die einzelnen Hochleistungsmotoren trotzdem den Lastenkrahn FC Bayern nur schwerfällig voran bringen.
Und doch kann in wenigen Wochen alles anders sein. Wenn z.B. ein Schweinsteiger wieder da ist: Jede noch so gut besetzte Mannschaft hat, wenn sie wirklich gut funktioniert, eine innere Seele, die aus ganz wenigen Spielern besteht.
Wenn sich alle Glieder eines Teams hinter solche Figuren scheren können, wenn die innere Bereitschaft bei allen besteht, sich da hinein zu finden, wenn Führung und Anspruch mit der vorgelebten Einstellung übereinstimmt und das Wort einiger für alle gilt, dann wird vielleicht wieder eine Mannschaft aus dem Münchner Haufen.

Der FC Basel wird auch im Rückspiel eine solche Mannschaft sein. Wie bei Manchester United auch. Da lagen Sie zur Pause 2:0 zurück, hatten aber von Anfang an positiv mitgespielt. Nach der Pause stand es plötzlich 2:3, und am Schluss hatte sich Basel das Unentschieden nicht gestohlen. Ein Unentschieden? Bayern ist gewarnt – und muss dennoch vor allem für sich selbst schauen. Aber dringend.