Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Banken ohne Kunden, nur mit Geld

∞  24 April 2014, 17:16

Goldman Sachs ist eine Bank, aber sie hat keine Kunden. Auf jeden Fall keine wie Sie und ich, und mögen sie noch so vermögend sein. Zumindest ist das die Stossrichtung: Ansprechpartner sind Institutionen, Pensionskassen, Hedgefonds, Staaten. Goldman Sachs will nicht weniger als die Welt bewegen, und zwar in die gewünschte Richtung – bis dass kein Rädchen sich mehr anders dreht, als es die Goldmänner wollen.

Und der Virus, der sich in den Repräsentanten ausbreitet, bleibt da drin, auch wenn die Personen aus der Firma ausscheiden. Es scheint mir gar so zu sein, dass dann die Strategie der Einflussnahme durch Goldman Sachs erst richtig los geht, denn Ex-Goldmänner bleiben mit der Firma verwoben.

Die wichtigen weltweiten Finanzplätze haben längst das Zepter über die Weltwirtschaft übernommen – und die Politik sieht sich an deren Gängelband. Mit einem gewissen Recht weisen die Sozialdemokraten darauf hin, dass die Politik, immer weniger Staat und weniger Steuern zu fordern, einem Wettbewerbsglauben huldigt, der genau in diese Erpressbarkeit mündet. Und längst ist unser aller Gier mit ein Grund, weshalb wir immer weiter Wachstum fordern. Es soll uns ja laufend immer besser gehen. Etwas anderes können wir schon gar nicht mehr runterbeten.

Soll denn nun gespart werden? Die Politik spricht von der Eigenverantwortung der Bürger beim Thema Altersversorgung, fördert von privaten Versicherungen getragene Rentenprogramme – und beugt sich gleichzeitig der Politik des billigen Geldes, die keine wirklichen Zinsen erlaubt, dafür billiges Schuldenmachen der Staaten – und die Politik implementiert Regelungen, welche bei einem Kollaps sehr früh die Sparer zur Kasse bitten, indem sie die Sicherheiten für Spareinlagen laufend aushöhlt.

Noch nie, höre ich, haben sich so wenige junge Menschen für Geldanlagen interessiert. Nicht wenige von ihnen sind gar der Meinung, es wären gar keine Banken nötig. Den Banken ist das, zuimindest zur Zeit, siehe oben, relativ bis sehr egal, denn der klassische Privatkunde, womöglich der kleine Sparer, ist mehr lästig als gut fürs Geschäft. Sparkassenmief – den will sich auch niemand mehr umhängen lassen, und gerade die Sparkassen habe ja auch so manchen Mist angestellt mit dem anvertrauten Geld.

Ihr lieben Pinguine von den Bahnhofstrassen und Bankenvierteln dieser Welt – irgendwann geht das für die meisten von euch schief. Die Perversionen, die je länger je normaler werden, vergiften die Seele dennoch. Denn unbestechlich in uns drin wissen wir, dass Geld arbeiten sollte – auch in unseren Händen, in unsere Jobs, als Handwerker, Dienstleister, Produzenten. Gerade diese Sektoren erleben aber immer häufiger Kreditklemmen, weil die Banken, nachdem sie selbst die grössten Risiken gesucht haben, umgekehrt genau auf diese Pulsadern unserer Wirtschaft treten, sobald ihnen auch das Knowhow für die ursprünglich so genial scheinenden strukturierten Produkte ausgegangen ist.