Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ballonfahrt. Warum nur hat es uns allen so sehr gefallen?

∞  7 September 2012, 17:52

Fahrt mit dem Heissluftballon – Warum sie wohl so glücklich macht?


Handyfoto: Über dem Toggenburg, 6. Sept. 2012

Erst verdrängte ich aufkommende mulmige Gefühle – und dann war ich enttäuscht, als sich abzeichnete, dass wir nicht fliegen würden. Schon die ganze Woche über war das Wetter kaum heissluftballonfahrttauglich, wie wir hörten. Doch dann, praktisch zum letztmöglichen Zeitpunkt gab es grünes Licht, und da kamen die mulmigen Gefühle auch gar nicht mehr hoch. Eine gute halbe Stunde dauert es, ist erst mal ein Startplatz gefunden, um den Korb samt Ballon, noch im Anhänger verschlossen, auszupacken, auszulegen und startklar zu machen. Und dann steigen wir und gleiten wir durch ein sanft hügeliges Tal, leise und magisch fühlen wir uns, mag der Brenner auch immer wieder fauchen. Manchmal kommen wir anderen Fahrern so nah, dass wir uns von Korb zu Korb unterhalten können, und als wir landen, können wir unmittelbar davor dem Bauern am Schlafzimmerfenster fast die Hand schütteln.

Die junge Pilotin setzt uns butterweich auf eine gemähte Wiese und wir vier Mannsbilder, für fünfundsiebzig Minuten in einem Weidenkorb an 60’000 Franken teurer Stoffbahn an den Himmel gehängt, bleiben glückselig miteinander verbunden.

Danach unterhalten wir uns bei einem Umtrunk angeregt darüber, was denn dieses Erlebnis wirklich ausmacht? Eben haben wir ganz angeregt über die Formel 1 diskutiert, über die Fliehkräfte und die aberwitzige und doch so faszinierende Motorenkraft in luftig leichten und doch auf der Strasse klebenden Geschossen – was also ist die Faszination an einem Heissluftballon?

Ich glaube, es ist die Kombination einer einfachen, fast archaisch wirkenden Technik, in seinen Grundprinzipien seit weit mehr als hundert Jahren unverändert und verständlich, die man sehen und verstehen kann, und die unmittelbar erfahrbar ist. Es ist eine Form der Entschleunigung, die man körperlich erfährt, während man gleichzeitig fasziniert ist von den Kräften, denen man dabei auch ausgesetzt ist: Sie werden genutzt, aber sie können nicht beherrscht werden: Schlussendlich bestimmt der tatsächlich angetroffene Wind Richtung und Geschwindigkeit, Reichweite und finales Ziel. Die Stille, die mich im Korb früher oder später überkommt, ist eine Form der Beruhigung, die ich zuvor – auf sicherem Boden – noch nicht kannte.

Es war toll. Einfach schön.