Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ausgepowert - aber saumässig freudig!

∞  25 November 2010, 20:07

In diesen Stunden fällt viel Anspannung von mir ab – und erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr ich meine Kräfte auf mich und meine Umgebung konzentriert habe:

Mir geht es körperlich wieder richtig gut. Ich habe keinerlei Beschwerden mehr, und kann nun eine ruhige Phase bis in den nächsten März geniessen. Marcello konnte ich gestern im Spital abholen. Er muss zwar täglich zur Bestrahlung, kann aber nach fast sechs Wochen wieder zu Hause leben und braucht keine Hilfe mehr. Und ein lieber, ein sehr lieber Freund ist heute mit einem wunderbaren Bescheid vom Augenarzt nach Hause gekommen. Nach einer schweren Augenerkrankung ist die Sehkraft viel stärker zurückgekehrt, als man dies je hätte hoffen können.

Wir sitzen, nachdem wir das erfahren haben, beim Abendessen, und ich fühle, wie ich in den Stuhl sinke. Ich bin restlos erledigt. Das hat alles viel, sehr viel Kraft gekostet. Es gab eine lange Phase voller Hiobsbotschaften, die ich hier auch gar nicht ausschmücken und noch nicht mal aufführen will. Es soll sich auch niemand zurück gesetzt fühlen: Ich denke an Euch Alle. Auch an jene, die weiter im Schlick voller Ungemach festhocken. Aber für den Moment ist Durchatmen angesagt. Und dabei denke ich mit leiser aber glücklicher Verwunderung an eine Scheidung, die endlich vollzogen wurde, was auch Raum zum Atmen schenken wird, an einen Kollegen, der sich unvermittelt wieder gemeldet hat, an einen weiteren, der mir von sich seinen Kummer erzählte und gleichzeitig vermeldete: Ich bin wieder “da”.

Ihnen allen wird zu schreiben oder zu telefonieren sein. Ich bin ja erst selbst am Luftholen. Erst aber einmal hocke ich schlapp da wie ein nasser, nur halb gefüllter Jutesack Kartoffeln und pfeife aus dem letzten Loch.

Ich bewundere Menschen mit sozialen Berufen – ich glaube, ich würde in einem solchen Fulltimejob mein Herz ständig an die Menschen verschenken. Seelische Auszehrung könnte da sehr leicht die Folge sein…