Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Atheismus: Verstehen bleibt unmöglich

∞  25 Februar 2008, 13:16

Beim Misanthropen lese ich:


Wir [Atheisten, Th.] glauben nicht. (Egal, ob es jetzt um Götter, Osterhasen, Marienerscheinungen, Orks oder Uri Gellers Zauberkünste geht. Blossen Behauptungen, die nicht einmal durch Belege oder Beispiele gestützt werden, stehen wir grundsätzlich skeptisch gegenüber. Dazu kommt, dass die Beweislast immer bei dem liegt, der die Behauptung aufstellt. Und nicht bei dem, der sie anzweifelt.)


Dieses Weltbild, das immer auch ein Menschenbild ist, lässt sich nur denken, nicht leben. Das hoffe ich zumindest. Denn es würde bedeuten: Ich kann nicht lieben. Wer liebt, vertraut – und glaubt. Das liegt nämlich sehr nahe beisammen, so bald man von persönlichen Beziehungen spricht. Wer hört und glaubt, dass er geliebt wird, mag sagen: Ich weiss es. Er kriegt es „bewiesen“, meint er, durch den Alltag mit dem geliebten Menschen, aber im Grunde fordert er den Beweis nicht. Es wäre der Tod jeder Partnerschaft. Zum Segen derselben aber gehört genau das: Dass ich mich sicher fühle in der Liebe des anderen. Und dass daraus Vertrauen und Glauben wächst in die eigenen Stärken. Der Glaube versetzt Berge, das Wissen hilft allenfalls, Berge auszuhöhlen.

Wer über den Glauben als gesellschaftliches Phänomen in der Form von Kirchen und Religionsgemeinschaften debattiert oder die Einflüsse entsprechender Kultur auf das politische Leben und die Gesetze untersucht, kann Rationalität oder das Fehlen derselben als Schwäche oder Stärke ins Feld führen. Eine Diskussion zwischen einem Gottgläubigen und einem Atheisten, egal wie er sich näher definieren mag, ist wie der quälende Versuch, jemandem den Mond zu erklären, ohne dass der andere je dort war:

Wer wirklich glaubt, erzählt von einer Beziehung, von einem Selbstverständnis im Kontext mit einem Schöpfer, von einer beantworteten Sinnfrage, die die persönliche Ansprache Gottes einschliesst. Für ihn ist Realität, was für den anderen immer irreal bleiben muss, sofern er es nicht anders ERFäHRT. Denken hilft hier nicht weiter. Mag dies noch so sehr ohne Voreingenommenheit möglich sein. Was es leider aber auch nicht ist. Denn was man nicht versteht, macht man gerne lächerlich, oder man verteufelt es. Beides ist nur Ausdruck einer grossen Hilflosigkeit angesichts dieses Zwiespalts, der nicht aufzulösen ist.