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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Apple sollte den Apfel nicht faulen lassen

∞  13 Januar 2013, 12:11


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Apple-Produkte sind hip, trendy, ja mehr als das. Sie setzten Standards und sind längst massentauglich. Vorbei die Zeiten, als sie für Studenten und Grafiker allein das Mass aller Dinge waren. Im Mobile- und Tablet-Bereich führt kein Weg an Apple vorbei. Das verändert nicht zuletzt den Geist der Firma.

Und das birgt für die Firma auch innere Gefahren: Seit Jahren macht Apple nicht mehr nur mit neuen Produkten und deren Präsentationen, die wie Gralsveranstaltungen mit Gläubigen aufgezogen wurden und werden, Schlagzeilen – sondern mit Patentkriegen gegen Mitbewerber und Arbeitskämpfen in den fernen asiatischen Fabriken. Und je höher die Gewinne werden, um so knallharter gestaltet sich das Geschäftsgebaren der Unternehmensführung. Apple zeigt dabei die genau gleichen Phänomene wie sie bei Microsoft, dem Vorgänger im Olymp, zu beobachten waren:

Man verteidigt seine Macht in der direkten Schlacht mit möglichen Aspiranten auf Sonnenplätze im eigenen Garten. Der Kunde hat seine Schuldigkeit dadurch getan, dass er die eigenen Produkte so stark nachgefragt hat, dass man ihm nun vorhalten kann, er könne ja gar nicht anders glücklich werden, als mit Apple-Produkten. Man glaubt, seine Kunden vor allem über das Marketing pflegen zu müssen und verlagert die übrigen Energien auf regulative Vorkehrungen, um Konkurrenten unten zu halten. Und darin liegt die grösste Gefahr: Dass man verlernt, mit jeder neuen Innovation dem Kunden den Erfahrungsnachweis bieten zu wollen, dass das eigene Produkt im freien Wettbewerb das beste ist – getragen vom besten Service und der Pflege aller Details.

Ein Beispiel zu dieser Beobachtung liefert gerade eine Besonderheit auf dem Schweizer Markt: Seit dem 1. Januar gilt für Geräte eine gesetzlich vorgeschriebene 2-Jahres-Garantie – wogegen sich kaum ein Hersteller so glaubt sperren zu können, wie Apple [1]. Die Firma argumentiert spitzfindig mit den Begriffen “Garantie” und “Gewährleistung” und will in einem ersten Abschwächungsversuch Konsumenten und Konsumentenschutz weismachen, diese gesetzliche Garantie gelte nur für Mängel, die schon bei der Auslieferung der Geräte vorliegen würden, sich also nicht erst durch den Gebrauch zeigen würden. Wohl niemand von uns würde eine angebotene Garantie so verstehen, oder?

Mit jedem kapriziösen Versuch, sich die Hoheit anzumassen, gesetzliche Rahmenbedingungen umdeuten zu können, kratzt Apple an seinem inneren Wert, der darin besteht, dass Kunden Apple-Produkte nicht mit Alternativen vergleichen, sondern blind nachfragen. Wenn eine Firma das geflügelte Wort, wonach das Bessere der Feind des Guten ist, vor allem bei der Sicht auf Wettbewerber anwendet und nicht mehr mit unbedingter Energie bei der Entwicklung neuer Produkte, beginnt der Abstieg. Natürlich vermag ich nicht zu sagen, ob dieser Scheitelpunkt schon überschritten ist. Aber ich kann an mir selbst feststellen, dass ich heute gegenüber dem Apfel-Logo andere Assoziationen zu entwickeln beginne, als dies früher der Fall war. Wenn dies die Wahrnehmung ganzer Konsumentengruppen wird, dann könnte der angebissene Apfel als Firmenlogo verhängnisvolle Assoziationen aufkommen lassen…

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[1] Fauler Apfel: Apple verweigert gesetzliche Gratis-Garantievia