Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Am Anschlag, auch das Blog muss das aushalten...

∞  15 Dezember 2013, 21:27

So weit weg von meinem Blog war ich wohl noch nie: Der Saft reicht einfach nicht für mehr, im Moment. Vielleicht ist es ja in nächster Zeit einfach mehr der Ort für spontane Kurznotizen….? Auf lookabout.ch habe ich das täglich neue Posting eingestellt. Es ist einfach zuviel, was momentan auf uns einstürmt, und es ist ja durchaus ein gutes Zeichen, wenn ich mich in dieser Situation nicht wirklich hinter der Tastatur verkrieche, sondern versuche, ganz praktisch im realen Alltag ein paar Enden neu zu verknüpfen, so dass wir mit der Zeit klarer sehen.

Keine Ahnung, wie lange das dauern wird, aber wir können gar nicht anders, als einfach einen Tag nach dem andern zu nehmen. Und genau darin liegt wohl auch eine Chance: Wenn Sie mehr als nur ein grosses Problem haben, dann steigt die Konzentration für das im Moment Wichtigste, und andere Dinge erweisen sich plötzlich als nebensächlich – was sie ja oft auch sind.

Und auch in dieser Notsituation lässt sich wieder feststellen, wie viel Stress wir uns auch selber machen: Wir zerren an uns, denken daran, was andere denken – was selten ein grösserer Blödsinn war als gerade jetzt. Und doch ist es spürbar: Wenn sich plötzlich die Gelegenheit ergibt, einem Nachbarn zu erklären, wirklich zu erklären, wie die Dinge stehen, dann löst sich Verspannung: Warum nur sind wir alle so sehr vom Bild getrieben, das wir – vermutet – in der Öffentlichkeit abgeben? Warum ärgern wir uns, wenn sich andere das Maul über uns zerreissen mögen? Es sind so oft Menschen, die schon am nächsten Tag keinen Gedanken mehr für uns haben, und erst darauf zurück kommen, wenn sie in der kleinen Runde erneut das aktuelle Thema besprechen können, das so herrlich viel Diskussionsstoff hergibt und so wunderbar nullig viel Risiko, selbst ins Fettnäpfchen treten zu können.

Wir nehmen einen Tag um den andern, arbeiten uns vor, und übergehen Erinnerungen, die schmerzlich sind, konzentrieren uns auf den Moment und das Elend, das tatsächlich ausreichend über der Situation liegt. Aber noch mehr, ich halte es nochmals fest, zählt die Güte, dass so schnell Hilfe da war und die Art Unterbringung, die wohl angezeigt ist, mag man noch so mitleiden dabei: Beginnende schwere Altersdemenz spielt Begleitern laufend Streiche, und was gestern war, kollidiert laufend mit dem, was heute gilt. So stosse ich auf ein Schreiben vom Strassenverkehrsamt, das Paps – unter Verwendung einer Brille – Fahrtüchtigkeit für zwei weitere Jahre attestiert und “gute Fahrt” wünscht. Das Schreiben ist vom November 2013. Das ärztliche Attest, vom gleichen Arzt ausgestellt, dass der Fahrausweis umgehend ungültig sei, stammt vom letzten Dienstag…