Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Alles nur auf Zeit

∞  8 Juni 2011, 19:08

Nichts bleibt, alles verändert sich. Und je älter man wird, um so häufiger wird man in dieser Veränderung das Ende sehen – und weniger die Erneuerung. Lebenssinn wird zum Lebenselixier – und zur Quelle echter Gelassenheit.


Dass kein Glück Dauer kennt – ich weiss es wohl. Ich gehöre ja auch zu den Menschen, die den Gedanken an jedes Ende, auch das Lebensende, nicht scheuen. Ich weiss vielmehr, dass mir dies hilft, den einzelnen Tag zu ehren, ihn besonders zu sehen, und nach Möglichkeit niemals alltäglich – auch wenn das an einem verregneten Tag, an dem man eigentlich Ferien hätte – etwas schwer fallen mag, wenn man abends um sechs feststellt, dass man eigentlich für nichts sehr viel Energie hatte – und noch immer nichts zu schreiben weiss.

Ja, vor wenigen Minuten hatte ich für dieses Blog erst ein weisses Blatt im Kopf – und das kann mich manchmal auch quälen.

Aber mit sich selbst kann man immer reden. Man kann auch an sich rütteln, und mal etwas heftiger fragen: Hey, Junge, was ist eigentlich los?

Nun, ich trage eben diesen Gedanken viel bewusster mit mir herum, als auch schon: Alles vergeht. Ich muss auch bei Begegnungen daran denken, bei Kameradschaften und in geselligen Runden. Manchmal denke ich an Menschen, die weg gezogen sind, auch schon mal an Verstorbene, ich höre, wie sich die Zipperlein mehren, rundum. Und ich frage, was einem wohl mehr Kummer machen mag: Das Gefühl, im immer gleichen Trott gefangen zu sein, oder die Erfahrung, nichts festhalten zu können.

Ich frage, welchen Kummer wohl viele meiner netten Bekannten mit sich schleppen, von dem ich nichts weiss. Welche einsamen Kämpfe ausgetragen werden, wenn die Schatten länger werden, oder die Tür hinter einem zufällt, in der Wohnung…

Es liegt ein ungeheurer Trost im Grundvertrauen eines gläubigen Menschen, dass er alle diese Fragen in die Hand einer Kraft legen kann, der er die wohlwollende Bestimmung über sein eigenes Geschick zudenkt. Wer daran glauben darf, dass für ihn gesorgt ist und er tatsächlich in seiner Vergänglichkeit eine Seele besitzt, die in allem bei Gott aufgehoben ist – der wird nicht durchs Leben hetzen. Er hat im Leben eine Bleibe, auch eine Aufgabe, vor allem aber das eine, was uns von jeder Unruhe befreien kann: Einen Lebenssinn.