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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Alice Schwarzer macht sich unmöglich

∞  29 September 2014, 22:06

Irgendwie hat sich Alice Schwarzers Mission erfüllt, ohne dass sie es selbst mitbekommen hat – könnte man böswillig feststellen, wenn man beobachtet, wie sich die Vorreiterin der Frauenrechte in der Causa Kachelmann verhält:

Natürlich ist es nicht Alice Schwarzers Fehler, dass es auch unter den Frauen mittlerweile genügend Früchtchen gibt, die den Druck einer be- oder angeklagten Vergewaltigung oder einer sexuellen Belästigung schon mal berechnend einsetzen. Natürlich ist es quälend, dass das Problem der Frauen, noch immer viel zu oft Vergewaltigungsopfer zu werden, von einer Öffentlichkeit relativiert wird, die das Thema je länger je weniger auf der Frontseite der Zeitungen diskutiert haben will. Alice Schwarzer hat uns die Ohren müde gepredigt, und die Empörung mag uns nicht mehr so recht gelingen – auch angesichts der vielen Schicksale unschuldig Angeklagter – oder der absurden Situation, heute noch Turnlehrer oder überhaupt Lehrer sein zu wollen, ohne sich irgendwann dem Vorwurf ausgesetzt zu sehen, unsittliche Absichten gehegt zu haben.

Was Alice Schwarzer im Fall Kachelmann betreibt, ist leider die eigene Demontage – und sie hat damit noch längst nicht aufgehört. Erst macht sie sich zur Bild-Gerichtsreporterin für die Sache der Frau, genau wissend, was hier wieder für eine Schweinerei ablaufen wird, um dann so laut zu denken, dass man meinen könnte, sie sitze als Nebenklägerin selbst als Partei im Gerichtssaal. Und dann, als der vermeintliche Unhold freigesprochen wird und von den Vorwürfen der Vergewaltigung nichts mehr bleibt, versteigt sie sich zu einem Kommentar in der Emma, in der sie vom Freigesprochenen als von einem Vergewaltiger spricht, der seine Strafe nicht bekommt – verallgemeinernd, als Aufhänger für eine sozial allgemein gültige Aussage, wie sie weis machen will – und dies mit juristischen Winkelzügen die so fadenscheinig sind, dass man einfach nur noch sagen kann: Frau Schwarzer, das meinen sie nicht ernst! Und das macht sie peinlich billig.

Und genau das ist das Problem. Ihr ist etwas heilig und dafür nichts heilig – und Kachelmann zieht ihr den Zahn, weil da einer genau so verbiestert hartnäckig die Rechthaberei betreibt wie Frau Schwarzer und dabei glatt genug ist, dass er die nötige Teflon-Härte mitbringt, um sich die Rufschädigung nicht bieten zu lassen, ganz egal, ob Schwarzer und Co. samt Staatsanwaltschaft dieses Ziel schon erreicht haben.

Am Ende gibt es nur Verlierer. Am meisten aber wird Schwarzer verlieren, denn sie hat scheinbar noch immer nicht genug, wie der Spiegel weiss.

gefunden via mycomfor

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Presse-Artikel zu Alice Schwarzer