Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Äs chunnt wie's mues

∞  25 Februar 2008, 00:23

abgelegt in Themen SMS zum Tag
und Zwischen Tagen schwebende Gedanken


Es kommt, wie es kommen soll. Und das ist gut so.


Wat mut, dat mut.
Einfache Sätze, Stammtischphilosophie, Banalitäten? Vielleicht.

Aber sie bekommen Gehalt, wenn sie vorgelebt werden. Das scheinbar Banale ist eben gar nicht so einfach zu verinnerlichen – und umgekehrt ist das Leben in seinen tiefsten Geheimnissen wohl viel einfacher zu erkennen, als wir Theoretiker es glauben, erklären zu müssen.

Der Titelsatz ist der Ausspruch, der mir von der letzten Musicstars-Siegerin Adrienne Louves geblieben ist. Das Mädchen hat es genommen, wie es kommt. „Mal luege“, hat sie gemeint, auf ihre Chancen angesprochen, und das auch so gemeint.

Natürlich hat sie wie alle anderen Kandidaten auch für das Ziel viel investiert, sich bemüht, geübt, sich konzentriert. Aber das Entscheidende und am Schluss wohl Gewinn bringende steckte in diesem einen Satz: Es kommt, wie es kommen soll/muss.

Und das Faszinierende war, wie wir, das ganze Publikum genau das erleben konnten: Sie sang Tina Turners „Simply the best“, und nach wenigen Tönen fiel jede Unsicherheit von ihr ab. Man konnte förmlich sehen, wie sie sich löste und in diesen 158 Sekunden sich einfach ergreifen liess von der Erkenntnis, dass ihre Sehnsucht, singen zu dürfen, noch viel tiefer sass, als sie gedacht hatte.

Dabei ist es unerheblich, ob sie in diesem Auftritt wirklich gut war, auch wenn ich vor und nach ihr nie mehr eine Castingshow gesehen habe, in der ein Tina-Turner-Song nicht zum Stolperstein wurde. Es geht einzig und allein um den inneren Prozess und das Ankommen im Hier und Jetzt. Nur dafür steht das Video an dieser Stelle (unten), was so manchem Schweizer jetzt eine alte Kamelle sein mag…

Ist es ungerecht, wenn ein Wettbewerb von der Person gewonnen wird, die am ehesten Lockerheit zustande brachte? Ist es nicht eine Verhöhnung gegenüber allen, die vielleicht viel „intensiver“ auf ein Ziel hinarbeiten?

Ich glaube, dass man nur in einer Aufgabe – oder in seinem Leben, seiner Situation – voll und ganz aufgehen kann, wenn man eine Gelassenheit für den Ausgang des Ganzen entwickelt. Diese Einstellung hat auch etwas mit Grosszügigkeit zu tun, die man erst einmal auch sich selber schenkt. Eine Art Kredit, die einen wissen lässt, dass man selbst ganz sicher zurecht kommen wird, wie auch immer das Geschick einen begleiten mag.
Ein gewisses Mass an wohlmeinender Distanz den eigenen Wünschen entsprechend, zu Gunsten von ein bisschen Vertrauen in die immer wiederkehrende Erfahrung, dass sich immer wieder Positives aus dem Erlebten ziehen lässt.

Das scheinbare Glück, das solchen Menschen oft zufällt, wird von anderen auch gerufen. Nur lässt es sich nicht drängen. Ich stelle es mir so vor, dass es da sich niederlassen will, wo es glaubt, sich ausbreiten zu können. Es sucht sich Verbündete, die es nicht besitzen, sondern mehren wollen.