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Abstossend an schwulen Fussballern ist nur das Medieninteresse

∞  25 September 2012, 19:04

Auch Zeit online fragt nach, in diesem Fall bei Thomas Hitzelsberger, wann sich der erste homosexuelle Fussballer outen mag?
Und rapportiert die Vermutung:

Ein Profi könnte nach seinem Coming-out zum großen Idol werden.

Und für wen soll das gut sein? Ausser für die Medien, denen ganz offensichtlich bei diesem Thema schon das Wasser im Mund zusammen läuft. Ich kann mir schon wieder diese unsägliche Kakophonie vorstellen, wenn auf der gleichen Klaviatur Verständnis suggeriert und Entrüstung rappoertiert werden wird.

Man kann sich zu Homosexuellen stellen, wie man will, aber man könnte es doch auch bleiben lassen, was es ist: Privatsache. Niemand muss Homosexualität natürlich finden, keiner muss auf eine schwule Liebe verzichten – oder eine lesbische. Das wird zwar nicht in allen Gesellschaftskreisen und Berufsgruppen gleichermassen goutiert, aber grundsätzlich ist es gesellschaftsfähig, in Staaten mit schwulen Bürgermeistern und Aussenministern. Ob es Fussballer ganz allgemein gesünder finden, auf ein Outing medial zu verzichten oder nicht, ist nicht zuletzt ein Indiz dafür, dass sie auf eine sehr gesunde Weise einzuschätzen vermögen, was ihnen das für ihre Karriere bringt: Nichts. Und das ist das Beste, was sie davon zu erwarten hätten. Eine Fussballerkarriere dauert maximal 15 Jahre, sie ist von wöchentlicher Unsicherheit geprägt, ob es erfolgreich und gesund weiter geht oder nicht. Wer dafür Millionen kiregt, dass er einen Ball in ein Netz drischt, ist nun mal im falschen Film, wenn er die Rolle explizit als Schwuler oder Heteromacho spielen soll. Mich persönlich interessiert das als Fussballfan rein gar nicht. Null. Es ist schlicht ohne Relevanz, genau so, wie es mich nicht interessiert, ob er mehr auf Blondinen steht, ob er vor der Partie Sex hat oder danach oder überhaupt nicht.

Falscher Schauplatz, falsche Fragen. Dass es Fussballer gibt, die aus ihrer sexuellen Präferenz kein Geheimnis machen, auch vor Mannschaftskollegen nicht, ohne dass dies im weiteren Kreis zum Thema würde – das finde ich cool. Und beweist, dass die allgemeine Unaufgeregtheit jenseits jeder Schlagzeige möglich werden könnte. Damit wäre wirklich was erreicht – und zwar mehr, als mit dem Thema Depression unter Spitzensportlern bisher dank der Medien möglich wurde – um ein anderes Lieblingsthema aufzugreifen, mit dem in breiten Teilen der Presse scheinheilig umgegangen wurde.

Also: Themawechsel. Bitte.


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